Kundenreaktionen nach Opentext-Übernahme in Barcelona

Seit mehreren Jahren gab es kein gesamteuropäisches Kunden-Event mehr von Documentum. Dass bis gestern – gerade wenige Wochen nach der Bekanntgabe der Übernahme durch OpenText – eine derartige Veranstaltung mit dem Titel »Momentum« in Barcelona stattfand, war relativ spannend. Sicher nicht nur wir bei ECMguide.de fragten uns: Wie reagieren nun Kunden und Partner auf die bevorstehende Übernahme? Nach unserer Einschätzung vor Ort schien unter den nach Veranstalterangaben rund 800 Teilnehmern sogar ganz gute Stimmung zu herrschen. So manchen Verantwortlichen mag dies erleichtern, da, wie wir berichteten, die Resonanz nach Bekanntgabe des Deals teilweise sehr negativ ausfiel.

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Um Sorgen zu Themen wie Investitionsschutz und künftiger Unterstützung wegzufegen, griff Rohit Ghai, President Dell EMC Enterprise Content Division (ECD) die bevorstehende Übernahme in seiner Keynote auf. »Grund für den Kauf seien nicht die bevorstehenden US-Wahlen gewesen und der Möglichkeit, eventuell danach nach Kanada überzusiedeln, wo Opentext seinen Hauptsitz hat«, so Ghai, der dies nicht nur spaßeshalber betonte. Vielmehr sehen die Verantwortlichen eine gute Basis, gemeinsam hilfreiche Konzepte und Lösungen für die digitale Transformation bereitzustellen. Bekräftigt wurden Ghais Aussagen durch seinen Keynote-Gast Muhi Majzoub, Executive Vice President von OpenText: »Beide Unternehmen vereint beispielsweise die Vorstellung, dass hybride Cloud-Konzepte für ECM-Anwendungen in Zukunft eine tragende Rolle spielen werden.« Außerdem hob Majzoub besonders das große Know-how der ECD-Division im Life-Science- und dem Engineering-Sektor hervor. Dies und die bestehende Kundenbasis sowie der wertvolle Mitarbeiterstamm waren seiner Aussage nach die Hauptgründe für den Kauf gewesen.

Trotz bisheriger Konkurrenzsituation soll es angeblich kaum Überschneidungen geben

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Dass beide Player bisher erbitterte Konkurrenten im gehobenen Unternehmenssektor waren, wo hohe Anforderungen unter anderem bezüglich Datenmenge, Dokumentenaufkommen und Mitarbeiterzahlen herrschen, wurde vollkommen ausgeblendet. Vielmehr hieß es, die Überschneidungen bei der Kunden- und Projektbasis wären gar nicht so groß. Opentext realisiere eher ERP- und finanztechnisch getriebene Anwendungen, während Documentum bei aus regulatorischer Sicht anspruchsvollen Fällen wie im Pharmabereich punktet.

Zur Beruhigung der Anwender betonte Majzoub ein Commitment zu den Produkten D2, Documentum und Leap. Eine andere Aussage war aber auch nicht zu erwarten und Genaueres kann sowieso noch nicht gesagt werden. Schließlich befindet sich der Deal noch in der Abwicklung.

Ein paar Sorgen aber auch Hoffnungen sind mit der Übernahme gepaart

Auch wenn einerseits teilweise die Sorge besteht, dass das Committment nicht von großer Dauer ist, weckt der Deal andererseits unter den Anwendern sogar Hoffnungen auf Verbesserungen. Sind nämlich tatsächlich beide Systeme in einem Unternehmen aktiv, hoffen die Verantwortlichen, dass sich die Systeme besser vereinen lassen. Aufgrund der Rivalität hatten die Hersteller bisher keinen Grund für mehr Offenheit zwischen den Systemen zu sorgen. Jetzt ist das anders. Außerdem erwarten sich die Documentum-Verantwortlichen Kundenvorteile durch die guten Analytics-Fähigkeiten von Opentext. »Es liegen jede Menge Daten in den Repositories, die noch viel mehr Nutzen bringen, wenn man sie auch analysieren und darauf aufbauend intelligent nutzen kann«, so ein Momentum-Teilnehmer.

Welche Produktneuheiten es auf der Momentum neben dem Übernahme-Thema gab, ist in den nächsten Tagen auf ECMguide.de zu lesen.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.