Akquisitionen und Veranstaltungen 2019 im ECM-Segment

Akquisitionstechnisch war 2019 kein spektakuläres Jahr, aber ein paar interessante Deals waren doch geboten. Anfang und Ende des Jahres schlug OpenText auf dem Übernahmeparkett im Bereich Datensicherheit zu. Im Januar kauft der ECM/EIM-Marktführer das Unternehmen Catalyst, das ebenso wie das bereits 2016 erworbene Unternehmen Recommind im Bereich E-Discovery tätig ist.

Akquisitionen von Opentext zielten auf Sicherheitsprodukte

Muhi Majzoub, Executive Vice President Engineering von Opentext, erläutert Akquisitionspolitik (Bild: A.Stadler)

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Muhi Majzoub, Executive Vice President Engineering von Opentext, erläutert Akquisitionspolitik (Bild: A.Stadler)

Laut Muhi Majzoub, Executive Vice President Engineering von Opentext, liefert Catalyst ein wichtiges Tool für Multi-Matter-Management. Damit sei es, wie er gegenüber ECMguide erklärte, möglich, Dokumente, die für verschiedene Fälle relevant sind, nur einmal zu speichern. Diese Funktionalität, die die Verwaltung vereinfacht und Speicherkosten spart, sollte in die Accelerate-Recovery-Lösung von Recommind integriert werden.

Im November machte Opentext ein Übernahmeangebot in Höhe von 1,42 Milliarden US Dollar für Carbonite. Mit dieser Akquisition will der Anbieter bestehende Sicherheitsangebote in den Bereichen Data Loss Prevention, Digital Forensics, Endpunkterkennung und -reaktion um die Datensicherungs- und Endpunkt-Sicherheitslösungen von Carbonite ergänzen. Carbonite ist Anbieter cloud-basierter Abonnement-Dienste für Datensicherung, Backup, Disaster Recovery und den Schutz für Endgeräte sowohl für kleine und mittlere Unternehmen als auch für private Endverbraucher.

Nachfolgeregelungen bei einigen deutschen ECM-Anbietern

Bei deutschen ECM-Anbietern gab es einige Übernahmen und Beteiligungen, weil sich Gesellschafter aus den Unternehmen zurückgezogen haben. Für Kunden und Anwender dürften diese nicht viele Auswirkungen haben, da keine Produktverschmelzungen oder wesentliche Veränderungen geplant sind. Anfang des Jahres beteiligte sich der internationale Investor The Carlyle Group mehrheitlich am wohl größten deutschen Hersteller von ECM-Software SER. Aus dem alten Gesellschafterkreis blieb Kurt-Werner Sikora, Sprecher der Geschäftsführung, im neuen Managementteam von SER, während Manfred Zerwas, Oswald Freisberg und Hartmut Gailer aus dem operativen Geschäft ausschieden.

Das neue Führungs-Duo bei Docuware: Dr. Michael Berger und Max Ertl (Bild: Docuware)

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Das neue Führungs-Duo bei Docuware: Dr. Michael Berger und Max Ertl (Bild: Docuware)

Im Juli und August fand die Übernahme des deutschen ECM-Softwareherstellers DocuWare durch den japanischen Druckerhersteller Ricoh statt.  Ricoh will Unternehmen durch das Angebot von Hard- und Software ganzheitliche Digitalisierungslösungen zur Verfügung stellen. Mit Jürgen Biffar und Thomas Schneck haben sich die ehemaligen Gesellschafter und Geschäftsführer aus dem Unternehmen zurückgezogen. Die seit Anfang 2019 agierenden Geschäftsführern Dr. Michael Berger und Max Ertl leiten die nun 100 prozentige Ricoh-Tochter von der Unternehmenszentralen in Germering bei München aus.  Auch die weiteren Standorte und Tochtergesellschaften von Docuware sollen bestehen bleiben. Weltweit hat das Unternehmen über 12.000 Kunden in mehr als 90 Ländern und vertreibt seine Software für Dokumentenmanagement und Workflow-Automatisierung über ein Netzwerk von rund 600 Partnern.

Scannner-Anbieter Inotec fand deutschen Käufer

Der Rückzug der Gesellschafter war auch ein Grund, weshalb der Hersteller von Produktionsscannern Inotec ebenfalls im August von Datawin übernommen wurde. Datawin ist ebenso wie InoTec ein deutsches Unternehmen, das auch Produktionsscanner herstellt. Warum diese Akquisition trotzdem für Datawin attraktiv war, erklärt der neue CEO von Inotec, Johannes Boerboom, der auch Mitglied der Datawin-Geschäftsführung ist, folgendermaßen gegenüber ECMguide: »Inotec und Datawin bedienen nur bei oberflächlicher Betrachtung dasselbe Marktsegment. Tatsächlich liegt der Fokus von Datawin klar auf Projektentwicklungen und -realisierungen. Inotec dagegen setzt auf eine schlanke Serien-Produktpalette in Verbindung mit einem starken Vertrieb. Die jeweils abgedeckten Marktsegmente überschneiden sich also nicht, sondern ergänzen sich.«

2019 ohne große Messeplattform für ECM-Anbieter

Wo sich die ganzen Unternehmen aus dem ECM-Segment künftig im größeren präsentieren werden, ist seit dem Ende der Cebit ein Thema. So gibt es nur noch kleinere herstellerneutrale Digital-Veranstaltungen, auf denen sich ECM-Unternehmen allerdings auch in kleineren Rahmen präsentieren.

Was die Twenty2x wem an Themen bietet (Bild: Deutsche Messe)

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Was die Twenty2x wem an Themen bietet (Bild: Deutsche Messe)

Etwas überraschend kam nach dem Cebit-Aus im Sommer die Ankündigung des ehemaligen Cebit-Veranstalters Deutsche Messe, eine neue Digitalmesse im März 2020 zu veranstalten. Die geplante TWENTY2X soll vom  17. bis 19. März in Hannover stattfinden und den Mittelstand ansprechen. Verschiedene Verbände wie der Bundesverband IT-Mittelstand BITMi, der Verband der Internetwirtschaft eco, der IT-Anwenderverband VOICE, und der Bundesverband Deutsche Startups BVDS sind Partner der Messe mit begleitendem Kongress. Nicht mit von der Partie ist der IT-Branchenverband Bitkom, der bei der Cebit immer stark mitgewirkt hat, doch nun eigene Digital Events veranstaltet. Unterstützt wird die Twenty2x dagegen noch vom Branchenverband VOI, in dem einige ECM-Unternehmen vertreten sind.

Wie sich die Twenty2x 2020 schlagen wird, ist ebenso spannend zu beobachten wie alles im ECM-Sektor, der für die Digitalisierung im Unternehmen Schlüsseltechnologien bereithält.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.