Markt für RPA-Software wächst weiter – und verändert sich

RPA und noch viel stärker Hyperautomation soll Mitarbeitern Routineaufgaben abnehmen ums sie zu entlasten (Bild: Kofax)

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RPA und noch viel stärker Hyperautomation soll Mitarbeitern Routineaufgaben abnehmen ums sie zu entlasten (Bild: Kofax)

Laut einer aktuellen Prognose von Gartner wird der weltweite Umsatz mit Software für Robotic Process Automation (RPA) im Jahr 2022 voraussichtlich 2,9 Milliarden Dollar erreichen. Dies entspricht einem Anstieg von 19,5 Prozent gegenüber 2021. Im Vorjahr lag die Wachstumsrate bei 31 Prozent. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Wachstumsrate des weltweiten Softwaremarktes lag 2021 bei 16 Prozent. Damit wächst das Segment also auch 2022 trotz deutlicher Abkühlung noch überdurchschnittlich. Für 2023 rechnet Gartner mit einem Zuwachs um 17,5 Prozent.

Ähnliche Prognose von HFS Research

Möglicherweise ist aber auch das zu pessimistisch. Denn schon die aktuelle Prognose für 2022 übertrifft frühere Vorhersagen des Research- und Beratungsunternehmens. 2019 ging es etwa für 2022 noch von einem Marktvolumen von 2,4 Milliarden Dollar aus. Diese Prognose wird nun voraussichtlich um rund 20 Prozent übertroffen. Sie nähert sich damit den 3,05 Milliarden an, die HFS Research bereits 2018 für das Marktsegment prognostiziert hatte. Allerdings sind in dieser Prognose RPA-Software und -Services zusammengefasst.

Beide Analysten sind sich einig, dass die Wachstumskurve etwas abflacht. Für zusätzliches Wachstum könnte jedoch sorgen, dass sich die Branche wandelt. Einerseits entdecken angesichts knapper Fachkräfte immer mehr Branchen die Vorteile von RPA. Es geht ihnen einem aktuellen Blog-Post von HFS Research zufolge oft gar nicht mehr darum, Leute einzusparen, sondern vielmehr darum, Mitarbeitern lästige, wiederkehrende und zeitraubende Aufgaben abzunehmen.

Bedarf an Automatisierung steigt

Viele Unternehmen, die die Everest Group bei Intelligent Document Processing vorne sieht, sind auch bei RPA gut unterwegs (Grafik: Everest Group)

Viele Unternehmen, die die Everest Group bei Intelligent Document Processing vorne sieht, sind auch bei RPA gut unterwegs (Grafik: Everest Group)

Das ist nicht nur ein vorgeschobenes Argument: In einer aktuellen Gallup-Umfrage sagten in Deutschland 40 Prozent der befragten Arbeitnehmer, am Tag zuvor Stress empfunden zu haben. Gut jeder Zweite hält derzeit für eine gute Zeit, um einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Gerade in Bereichen mit hohem Bedarf an qualifizierten Arbeitsplätzen ist es also wichtig, Beschäftigte zu halten. Automatisierung kann hier nach Ansicht vieler Experten einen wertvollen Beitrag leisten

Gartner sieht zudem eine Hinwendung zu Hyperautomatisierung. Damit könnte sich der Markt weiterentwickeln und neue Geschäftsfelder erschließen. »Unternehmen nutzen RPA, um ihre Initiativen zur Automatisierung von Geschäftsprozessen und ihre Pläne zur digitalen Transformation zu beschleunigen und die betriebliche Effizienz zu verbessern«, schildert Cathy Tornbohm, VP-Analystin bei Gartner, die aktuelle Situation.

Was Hyperautomatisierung ausmacht

RPA-Anbieter und viele Softwareanbieter gingen aber schon heute über ein traditionelles, auf eine einzelne Technologie fokussiertes Angebot hinaus. Sie entwickelten fortschrittlichere Suiten von Tools, die zusätzlich zu ihrem bestehenden RPA-Angebot Low-Code-Anwendungsplattformen, Process Mining, Task Mining, Entscheidungsmodellierung, iPaaS, Computer Vision und IDP-Funktionen (Intelligent Document Processing) umfasst. Damit seien sie in der Lage, eine »allumfassende Technologieplattform für die Hyperautomatisierung« anzubieten.

Das Beratungsunternehmen Weissenberg Group definiert Hyperautomation etwas anders: »Hinter Hyperautomation steckt die Kombination fortschrittlicher Technologien wie Machine Learning, intelligenter Unternehmensführungssoftware (iBPMS) und Automatisierungstools, um komplexe Geschäftsprozesse vollumfänglich zu automatisieren.«

Zwar stehe weiterhin die Automatisierung einfacher Aufgaben im Fokus, allerdings sorge »die Kombination unterschiedlicher Technologien für effizientere Prozesse. Zusätzlich entfällt der Bedarf für menschliches Handeln – die freigesetzten Ressourcen stehen für andere Aufgaben zur Verfügung. Dementsprechend trägt die Hyperautomation zu einer höheren Produktivität im Unternehmen bei.«

Ohne APIs keine Hyperautomatisierung

RPA-Lösungen seien oftmals nur eine Software, die durch Programmierung einzelne Aufgaben übernimmt. Bei Hyperautomatisierung müssen Unternehmen unterschiedliche Tools und Werkzeuge einsetzen, die miteinander zusammenarbeiten. »Interoperabilität gewinnt zunehmend an Relevanz. Folglich müssen die verschiedenen Tools miteinander kommunizieren können, um einen größtmöglichen Mehrwert zu generieren«, erklärt Weissenberg weiter.

Unternehmen müssten sich im Rahmen der Hyperautomatisierung von klassischen Technologie-Stacks verabschieden. Sie sollten stattdessen einen holistischer Ansatz verfolgen. »Nur das Zusammenspiel sämtlicher Werkzeuge kann einen positiven Beitrag zu verbesserten Prozessen liefern. Dementsprechend stehen Technologien mit Plug-and-Play-Lösungen und APIs im Fokus.«

 

About the Author: Peter Marwan