Magic Quadrant 2021 zu Digital Experience Platforms

International bedeutende DXP Anbieter (Bild: Gartner)

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International bedeutende DXP Anbieter (Bild: Gartner)

Im aktuellen Magic Quadrant zu Digital Experience Platforms (DXPs) weist das Marktforschungsunternehmen Gartner darauf hin, dass die Corona-Pandemie die Bedeutung digitaler Erlebnisse erhöht hat. Somit nahmen das Management und die Bereitstellung digitaler Erlebnisse zu, wozu DXPs in der Lage sind. Unter einer Digital Experience Platform (DXP) versteht Gartner Lösungen, die Erstellung, Management, Auslieferung und die Optimierung von kontextbezogenen digitalen Erlebnissen im Laufe eines mehrstufigen Kontaktverlaufs (einer »Customer Journey«) unterstützen. Die Adressaten können ganz unterschiedliche Gruppen sein – etwa Kunden, Partner, Mitarbeiter, Bürger oder Studenten. Nutzen lassen sich DXPs laut Gartner sowohl in B2C- als auch B2B- und B2E (Business to Employee)-Szenarien.

DXPs fungieren als »Gravitationszentren« in komplexen, umfangreichen und vernetzten Technologie-Stacks, um die Wirkung einer digitalen Präsenz zu erhöhen. Unternehmen benötigen eine DXP, um zusammenhängende Erlebnisse – nicht nur einfache Websites und mobile Apps – für eine zunehmende Vielfalt an Modalitäten und Kanälen über die Customer Journey hinweg bereitzustellen.

Die für digitale Erlebnisse Verantwortlichen haben in der Corona-Pandemie angesichts des sprunghaften Anstiegs des Datenverkehrs und der wachsenden Nachfrage nach dem digitalen Kanal mit der Benutzerfreundlichkeit, Skalierbarkeit und Betriebszeit ihrer DXP-Systeme zu kämpfen. Nach Meinung von Gartner müssen sie ihren Technologie-Stack-Ansatz modernisieren, um den Marktanforderungen gerecht zu werden. Dies bedeute die Abkehr von monolithischen Technologien, die Anbieter häufig noch bieten, aber nicht die Marktanforderungen erfüllen. Gartner geht davon aus, dass der Druck des Kaufverhaltens in diesem Markt die Anbieter dazu zwingen wird, die Modularität ihrer Angebote und die entsprechende Preisgestaltung auf der Basis verbrauchsbasierter Modelle zu erhöhen.

Liferay und Sitecore unter den Leadern

Unter den führenden Anbietern im Magic Quadrant listet Gartner die fünf Unternehmen Adobe, Acquia, Episerver, Sitecore und Liferay. Liferay offeriert laut dem Marktforschungsinstitut mit »Liferay DXP« ein starkes Angebot in Bezug auf Erweiterbarkeit und Anwendungsintegration sowie entkoppelte und headless Architektur, wodurch eine Darstellung in verschiedenen digitalen Kanälen möglich ist. Die Open-Source-Basis von Liferay biete ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei relativ niedrigen Total Cost of Ownership, wobei Unternehmenslizenzen erweiterte Funktionen und Support zulassen. Allerdings baut die Cloud-Technologie auf der On-Premises-Basis auf, weshalb moderne Cloud-Eigenschaften nicht vollständig nutzbar sind. Ebenso deutet das Kunden-Feedback darauf hin, dass die Preisgestaltung und das Packaging von Liferay komplex und monolithisch sind und sich auf das Modell von On-Premises-Implementierungen ausrichten. Liferay DXP wird in erster Linie für authentifizierte B2B-Erlebnisse eingesetzt. Zudem fehlen ausgefeilte Funktionen für Content Management, Personalisierung und digitales Marketing, die für fortgeschrittene B2C-Szenarien erforderlich sind.

Dagegen schreibt Gartner die Fähigkeiten Content Management und Personalisierung der »Sitecore Experience Platform« ausdrücklich zu. Sie ist als Platform as a Service (PaaS) verfügbar und ein Übergang zu Software as a Service (SaaS) ist in den nächsten drei bis fünf Jahren geplant. Sitecores DXP bietet nach Einschätzung Gartners ein breites Set an Digital-Experience-Fähigkeiten für Customer-Experience-zentrierte Szenarien und B2C-Anwendungsfälle. Außerdem lobt das Marktforschungsunternehmen die KI und maschinellen Lernfähigkeiten. Bedenken gebe es aber seitens Sitecore-Interessenten und -Kunden wegen der Produktkomplexität und »monolithischer« Preisvorschläge, denen es an der notwendigen Detailgenauigkeit fehle.

DXP-Anbieter aus dem DACH-Raum

Zu den im Magic Quadrant neu aufgeführten Herstellern zählt das Schweizer Unternehmen Magnolia, das als Nischenplayer eingeordnet ist. Zu den Funktionen von »Magnolia DX Core« gehören Content Management, Personalisierung, Suche, Kampagnenmanagement und Digital Asset Management. Es ist als On-Premises-Lösung (einschließlich der Bereitstellung in einer privaten Cloud) oder in der Cloud als PaaS verfügbar. Magnolia bietet eine modulare Architektur, die eine inkrementelle Bereitstellung und die Fähigkeit  ermöglicht, digitale Erlebnisse aus Best-of-Breed-Komponenten aufzubauen.

Das aus Hamburg stammende Unternehmen CoreMedia gehört ebenfalls zu den Nischenplayern. »CoreMedia Content Cloud« ist als On-Premises-Lösung und als vom Anbieter verwaltete PaaS verfügbar, die auch selbst verwaltet oder von einem Partner gehostet werden kann. Die Kunden von Coremedia nutzen die Lösung vor allem für B2C- und B2B-Anwendungsfälle. Das Produkt wird häufig in Branchen wie Handel, Telekommunikation, Produktion, Finanzdienstleistungen sowie Medien und Unterhaltung eingesetzt. Zu dessen Stärken zählt, dass Coremedia sein breites Netzwerk an Technologie-Allianzen und -Integrationen weiter ausbaut. Beispiele sind Integrationen und Partnerschaften mit commercetools, Monetate, Salesforce (»Salesforce Marketing Cloud«), SAP (»SAP Commerce Cloud«) und Dynamic Yield. Coremedia verfolgt einen modularen Ansatz und bietet Komponenten für Content Management, Experience Orchestration, DAM und Personalisierung. Die vor kurzem erfolgte Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an Coremedia durch OpenGate Capital sollte dabei helfen, die Marketingbemühungen, das Partner-Ökosystem und die Produktfähigkeiten zu erweitern, um ein abgerundetes DXP anzubieten. Jedoch tendiert die Produktstrategie von Coremedia laut Gartner dazu, sich relativ langsam und konservativ weiterzuentwickeln. Auch hinke die Cloud-Strategie von Coremedia hinter der der Wettbewerber in diesem Magic Quadrant hinterher. Da sein DXP nicht Cloud-nativ ist und es ihm im Vergleich zu den anderen Anbietern in diesem Magic Quadrant an Reife fehlt, müssten Kunden möglicherweise in zusätzliche Cloud-Infrastruktur und -Services investieren.

Als weiteres deutsches Unternehmen ist e-Spirit in diesem Magic Quadrant aufgeführt, das erst vor kurzem an den ebenfalls aufgeführten US-Hersteller Crownpeak Technology verkauft wurde.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.