ITK-Branche ist laut Bitkom größter industrieller Arbeitgeber
In diesem Jahr schafft der Bereich Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungstechnik laut dem Branchenverband Bitkom deutlich mehr neue Arbeitsplätze als zunächst erwartet. Vermutlich etabliert sich der Bereich so als größter industrieller Arbeitgeber. Schon 2016 hatte die vom Bitkom vertretene Branche 1,047 Millionen Beschäftigte und lag damit vor dem bis dato führenden Bereich Maschinenbau, der nach Angaben des Branchenverbands VDMA im gleichen Jahr 1,014 Millionen Beschäftigte zählte.
Der Bitkom geht davon aus, dass im Bereich ITK und Unterhaltungselektronik 2017 voraussichtlich 1,077 Millionen Menschen beschäftigt sein werden. Das entspricht einem Plus von 30.000 Jobs beziehungsweise 2,9 Prozent binnen Jahresfrist und übertrifft die Erwartungen der Frühjahrsprognose von 21.000 Stellen.
Mehr Beschäftigte und Umsatz im ITK-Bereich als gedacht
Schon 2016 fiel das Beschäftigungswachstum mit 37.000 Arbeitsplätzen sehr viel stärker aus als in jeder anderen industriellen Branche. Die Umsätze entwickeln sich ebenfalls positiv: So wird der deutsche Markt für Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik im laufenden Jahr voraussichtlich auf 160,8 Milliarden Euro zulegen. Damit hebt der Bitkom seine Wachstumsprognose um 0,6 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent an. »Die Bitkom-Branche geht jetzt in den Endspurt eines starken Jahres 2017«, kommentierte Achim Berg, Präsident des Branchenverbands Bitkom die neuen Konjunkturdaten. »Noch stärker als der Umsatz wächst die Beschäftigung. Allein in den vergangenen drei Jahren sind fast 100.000 neue Jobs entstanden, die Bitkom-Branche ist mittlerweile der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland – vor Leitindustrien wie dem Maschinen- oder dem Automobilbau.« Zugleich mahnt Berg zu mehr Tempo bei der digitalen Transformation: »Im internationalen Vergleich ist die deutsche Wirtschaft bei Investitionen in digitale Technologien noch eher zurückhaltend. Der Aufbruch in eine datengetriebene digitale Plattformökonomie ist eine Schicksalsfrage für Deutschland, die sich innerhalb weniger Jahre entscheidet. Neben der Politik ist hier vor allem das Management gefordert.«
Der Softwarebereich ist stärkster Wachstumstreiber
In der Informationstechnik (IT) verzeichnet die Branche weiter das größte Wachstum und absolute Marktvolumen. Die Umsätze steigen laut aktueller Prognose um 3,4 Prozent auf 85,8 Milliarden Euro. Am besten laufen die Geschäfte im Software-Segment bei einem Plus von 6,3 Prozent auf 23,0 Milliarden Euro. Nach einem zwischenzeitlichen leichten Rückgang im vergangenen Jahr legen die Umsätze mit IT-Hardware wieder überdurchschnittlich zu und steigen um 2,6 Prozent auf 23,9 Milliarden Euro. Im Segment IT-Services, in dem sich die Aufträge aus der Digitalisierung der Unternehmen neben dem Software-Markt besonders stark abbilden, wächst das Volumen um 2,3 Prozent auf 39,0 Milliarden Euro.
Die Telekommunikation (TK) stabilisiert sich nach dem deutlichen Rückgang im Vorjahr voraussichtlich mit einem leichten Minus von 0,1 Prozent bei 65,5 Milliarden Euro. Positiv entwickeln sich die Umsätze mit TK-Endgeräten bei einem Plus von 3,6 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro, wovon 9,8 Milliarden Euro (+4,4 Prozent) auf Smartphones entfallen. »Im Jahr zehn nach dem ersten iPhone werden wieder mehr Smartphones verkauft. Allein mit Smartphones wird mehr umgesetzt als mit der gesamten Unterhaltungselektronik inklusive Flachbildfernsehern. Das Smartphone hat unser Leben tiefgreifend verändert und wird immer mehr zur universellen Steuerungszentrale für Kommunikation, Inhalte und Dienste«, sagt Berg. Weiterhin rückläufig entwickeln sich die Umsätze mit Festnetz- und Mobildiensten, die um 1,0 Prozent auf 48,5 Milliarden Euro zurückgehen. Das Geschäft mit TK-Infrastruktur steigt um 0,5 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. In der klassischen Unterhaltungselektronik entwickelt sich der Markt nach einer Phase schwächerer Jahre positiv. Die Umsätze steigen erstmals wieder um 2,6 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro.
Bitkom-Präsident fordert schnellere Digitalisierung der Wirtschaft
Für 2018 erwartet der Bitkom für den ITK-Gesamtmarkt ein Wachstum um 1,3 Prozent auf 162,9 Milliarden Euro. Mit Blick auf die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung mahnte der Bitkom-Präsident zu mehr Tempo bei der Digitalisierung der Wirtschaft. Unter anderem müsse der Regulierungsrahmen für datenbasierte Geschäftsmodelle angepasst und eine in sich konsistente Datenpolitik entwickelt werden. Sie müsse den Schutz von Privatsphäre und die Möglichkeit der Datennutzung in eine funktionierende Balance bringen, erklärte Berg. »In digitalen Schlüsseltechnologien wie der Künstlichen Intelligenz, Blockchain, 3D-Druck und Internet of Things hat Deutschland eine sehr gute Ausgangsposition. Um das Potenzial auszuschöpfen, müssen die öffentliche Forschungsförderung stärken auf die Digitalisierung ausgerichtet und jeder zweite Euro für Digitales eingesetzt werden.« Allein für die Künstliche Intelligenz etwa sollten pro Jahr eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt werden. Die Vorschläge sind Teil des 13-Punkte-Programms »Digitale für alle« des Bitkom für die Legislaturperiode 2017 bis 2021.