Drei ECM-Anbieter aus DACH-Raum im Gartner Magic Quadrant
Content Services Platforms (CSP) sind nach Meinung von Gartner die nächste Stufe von Enterprise Content Management (ECM), da sich entsprechende Lösungen weg von abgeschlossenen Systemen hin zu offenen Services entwickeln. Daher hat das Marktforschungsunternehmen den Magic Quadrant für ECM nun Magic Quadrant für CSP genannt.
Neben SER, die 2015 in den ECM-Quadranten aufgenommen wurden, sind nun aus dem deutschsprachigen Raum erstmals DocuWare und Fabasoft vertreten. Zu den Stärken von Docuwares Cloud- und On-Premises-Angebot zählt Gartner die Fähigkeit, nahtlose Hybrid-Lösungen ohne Funktionsunterschiede zu realisieren. ECM-Kernfunktionen wie Bilderfassung, Dokumentenmanagement, Workflow, Indexierung und Archivierung werden damit gut abgedeckt. Etwas Verbesserungspotenzial bestehe jedoch noch bei den analytischen Fähigkeiten und der Unterstützung von unterschiedlichen Repositories.
Gartner betrachtet Cloud- und On-Premises-Lösungen
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Mit verschiedenen Repositories kann dagegen die österreichische Fabasoft ganz gut umgehen, die ebenfalls Cloud- und On-Premises-Lösungen bietet. Sie gestatten eine schnelle Implementierung und decken den Umgang mit den Dokumenten während des gesamten Lebenszyklus ab. Als ein Hauptunterscheidungsmerkmal vom Wettbewerb hebt Gartner die Search-Applicance »Mindbreeze« hervor, die im Zusammenspiel mit den gebotenen Services für regulierte Bereiche besonders hilfreich ist. Daneben kann Fabasoft prozessorientierte Anwendungsfälle gut unterstützen.
Bezüglich SER gibt der Gartner-Report wieder, dass Kunden die Usability der »Doxis4«-Software schätzen. Doxis4 ist modular aufgebaut und bietet eine Vielzahl horizontaler und vertikaler Lösungen. Hervorgehoben werden die Einfachheit und Geschwindigkeit bei der Einführung der Standardsoftware. Aufgrund Belastbarkeit, Performance, Mandantenfähigkeit und Mehrsprachigkeit eignet sich Doxis4 für den internationalen Einsatz. Jedoch erfordern tiefgehende Integrationen und komplexe Implementierungen Expertenwissen, das auf internationaler Ebene nicht immer verfügbar ist.
Weitere CSP-Anbieter aus Europa
Als CSP-Anbieter mit europäischen Wurzeln sind im Gartner-Bericht auch Alfresco, M-Files und erstmals Comarch erwähnt. Gartner bescheinigt Comarch ein gutes Set an traditionellen ECM-Features, die Dokumentenmanagement, Capture und Workflow abdecken. Der polnisch stämmige Anbieter hat seine größte Präsenz im DACH-Raum und bietet eine Reihe an Branchenlösungen. Neben Angeboten für den Gesundheitsmarkt, den Einzelhandel, Banken und Versicherungen ist aus dem Comarch-Portfolio die Lösung für das produzierende Gewerbe am meisten verbreitet. Anbgesehen von ECM-Lösungen bietet Comarch auch ERP-, CRM- und Finanz-Tools an.
Zu den im deutschsprachigen Raum ebenfalls bekannten ECM-Anbietern, die Gartner listet, zählen Hyland, IBM, Microsoft, Opentext und Oracle. Insgesamt sieht Gartner das neu definierte CSP-Segment von einigen großen Veränderungen gekennzeichnet wie der Eroberung der führenden Stellung durch Opentext, die zuvor IBM innehatte. Zustande kam dies aufgrund der Übernahme des ECM-Bereichs von DELL/EMC durch Opentext. Als weitere bedeutende Entwicklungen betrachtet Gartner die Abspaltung der ECM-Software-Sparte von Lexmark und die des Bereichs »DocuShare« von Xerox.
Wie Gartner den CSP-Markt sieht
Zunehmend starken Einfluss auf den ECM-Bereich haben Cloud-Office-Lösungen und Content Collaboration Plattformen, die zuvor eher in den Bereich Enterprise File Synchronization and Sharing (EFSS) fielen und nun beim Dokumentenmanagement anzusiedeln sind. Bemerkenswert erachtet Gartner auch das stetige Marktwachstum, das im Zuge der Digitalisierung von Geschäftsprozessen 2016 im Vergleich zum Vorjahr 8 Prozent betrug und ein globales Umsatzvolumen von 6,1 Milliarden Dollar generierte.
Wer kommt in den Magic Quadrant
Zur Aufnahme in den Magic Quadrant müssen Hersteller sechs verschiedene Kriterien erfüllen. Hierzu zählen ein Mindestumsatz von 15 Millionen Dollar im CSP-Produktbereich, die Unterstützung bestimmter Schnittstellen und verschiedener Funktionalitäten wie Repository Services, Capture und Business Processing sowie die Nennung von fünf Unternehmen, die schon länger als sechs Monate Kunde sind und nicht bereits in den Vorjahren berücksichtigt wurden. Für die Prüfung und Aufnahme verlangt Gartner einen entsprechenden Kostenbetrag. Allerdings ist nicht gewährleistet, dass die teilnehmenden Unternehmen auch in den Quadranten aufgenommen werden. Trotz Aufnahmewunsch nicht berücksichtigt wurden in diesem Quadrant beispielsweise Adobe, NetDocuments und Veeva.
Somit ist die Berücksichtigung für die Hersteller bereits ein Erfolg. Die Einordnung in den Quadranten bedeutet nicht, dass die Lösungen bestimmter Hersteller besser oder schlechter sind. Prinzipiell sollten Anwender in jedem Projekt die individuellen Entscheidungskriterien überprüfen und auch weitere hier nicht genannte Anbieter berücksichtigen.