Interview: Muhi Majzoub von Opentext zur Documentum-Integration

Welche Auswirkungen hat die Akquisition auf die bestehenden EMC ECD-Kunden?

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Majzoub: In jedem Produktbereich bekennen wir uns zu den EMC ECD-Kunden. Dazu zählen der »Documentum Content Server«, die Archivlösung »InfoArchive«, die »Leap«-Cloud-Plattform und »Captiva« für den Capture-Bereich sowie vertikale Lösungen, die im Life-Science- und Healthcare-Bereich, bei Engineering- und Finanzdienstleistungen ebenso wie in kleineren Industriezweigen eine Rolle spielen. Aktuell finden viele Kundengespräche statt, in denen wir unsere Bindung an die Plattformen ausdrücken, sowohl was die Opentext-Plattformen mit »Content Suite« und »Content Server« mit den entsprechenden Modulen betrifft, als auch die Documentum-Plattformen.

Wie lange können Sie den Support für all diese Produkte garantieren?

Majzoub: Wir werden dies für immer garantieren. Solange die Kunden die Wartung bezahlen, setzen wir den Support, Innovationen und die Weiterentwicklung der Roadmap fort. Grund hierfür ist die große Documentum-Kundenbasis, die mit etwa 5.000 Kunden ähnlich groß wie die unseres Content Servers ist. Sie besitzt eine große Bedeutung, da sie uns die Gelegenheit bietet, viele andere Opentext-Portfolio-Produkte hierfür anzubieten.

Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Majzoub: Documentum ist im Life-Science-Bereich sehr gut aufgestellt und bedient hier die größten Unternehmen. Jedoch verfügen die EMC-ECD-Produkte über keine Big-Data-Analytics- und Reporting-Tools, die wir mit unserer Analytics-Plattform out-of-the-box zur Integration anbieten können. Ein anderes Beispiel: 90 Prozent und mehr der 5.000-Documentum-Kunden nutzen eine bestimmte ERP- oder CRM-Lösung. Diesen Extended-ECM anzubieten, ist ebenfalls eine Upselling-Gelegenheit. Umgekehrt können wir Infoarchive gut an unsere insgesamt 40 bis 50.000 Opentext-Kunden verkaufen.

Auf der einen Seite ist es für die Kunden wichtig, dass die Produkte fortgeführt werden, auf der anderen Seite wird OpenText kritisiert, so viele Produkte zu pflegen, die sich in ihrer Funktionalität teilweise überschneiden, so dass es nach außen wie ein Wildwuchs erscheint. Wie gehen Sie damit um?

Majzoub: Wir wuchsen organisch und über Firmenakquisitionen, weshalb es zum Teil Überschneidungen gibt. Jedoch lieferten und liefern wir immer eine Roadmap, die aufzeigt, wie wir Produkte zusammenbringen. Dies geschieht beispielsweise hinsichtlich der Benutzeroberfläche und mit einer gemeinsamen Architektur sowie RESTful Services. Die Kunden müssen sich nicht um die Integration bemühen, wir machen die Arbeit für sie.

Wo sehen Sie im Moment die größten Überschneidungen?

Majzoub: Sicherlich im Dokumentenmanagement. In den letzten zehn bis 15 Jahren gab es Situationen, in denen Opentext und Documentum um dieselben Kunden konkurrierten, aber das geschah sehr selten. Sowohl Opentext als auch Documentum haben hervorragende Produkte im Portfolio, die verschiedene Bedürfnisse oder Märkte bedienen. Demnach ergänzen sich die Produkte eher, als dass sie in Konkurrenz zueinander stehen.

Wen sehen Sie nun als Ihren größten Wettbewerber?

Majzoub: Betrachten wir die Kundenbasis so haben wir mit IBM und dessen »Filenet«-Segment einen großen Wettbewerber.

Wieviele Kunden nutzen heute Lösungen sowohl von Opentext als auch von EMC ECD?

Majzoub: Ich kenne keine genaue Zahl, weiß aber, dass es ein paar Kunden gibt, die in einer Abteilung beispielsweise die Opentext Content Suite und in einer anderen Documentum laufen haben. Grund dafür ist, dass der Kunde in einer Abteilung Life-Science-Applikationen integriert, wofür EMC ECD mit Documentum bessere Möglichkeiten bot. In einer anderen Abteilung benötigt er Records Management, wofür Opentext mit Content Suite die bessere Lösung ist.

Gibt es Pläne, OpenText-Produkte und Documentum auf Metadaten-Ebene direkt miteinander zu koppeln?

Majzoub: Es gibt noch keine definitiven Pläne, aber aktuell betrachten wir die Integrationsmöglichkeiten und Marktchancen und erstellen daraus eine Top-5-Liste. Auf unserer europäischen »Innovation Tour«, die in sechs Wochen beginnt und in London, Paris, München, Eindhoven und Stockholm Station macht, werden wir genauere Aussagen treffen können, welche Innovationen kurz- und mittelfristig möglich sind. Erste Produktintegrationen sind für März/April geplant. Ein bereits feststehendes Ziel ist, dass ab diesen Oktober neue Versionen des Documentum-Portfolios zu den gleichen Terminen – immer im April und Oktober – wie die des Opentext-Portfolios verfügbar sein sollen. Außerdem sollen ab diesen Oktober die Documentum-Produkte als Opentext-Produkte vermarktet werden.

Wie werden Sie den Weggang von Rohit Gai, CEO von EMC ECD, kompensieren, der in den letzten Jahren viele Innovationen bei Documentum wie die Entwicklung von Leap eingeleitet hat?

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Majzoub: Ich habe ein Weltklasse-Team, das sich mit Entwicklung und Produktmanagement befasst, zu dem allein 40 Vice Presidents zählen. Damit haben wir alle Mittel, um Innovationen voranzutreiben. Hinzukommt unser CTO und CEO Mark Barrenchea, der dem Unternehmen in den letzten viereinhalb Jahren eine Vision gegeben hat, die sich als sehr erfolgreich erweist.

Aktuell gliedert Opentext die Mitarbeiter von EMC ECD ein. Wie gehen Sie dabei vor?

Majzoub: Die ehemaligen EMC ECD-Mitarbeiter sind letzte Woche in die jeweiligen Opentext-Standorte eingezogen, werden hier willkommen geheißen und machen sich mit den Systemen vertraut. Sie werden nach funktionalen Aspekten in die Organisation integriert.

Und wie wollen Sie die Partnerlandschaft integrieren?

Majzoub: Unser Chief Marketing Officer ist für die Partnerlandschaft zuständig und arbeitet intensiv an einem Plan hierzu. Ich denke, dass wir zur Innovation Tour mehr darüber sagen können, doch bislang gibt es noch keine Veröffentlichungen diesbezüglich.

Welche geografische Orientierung hat Opentext nach der Akquisition der EMC ECD-Abteilung von Dell?

Majzoub: Wir bekennen uns weiterhin stark zu unserer EMEA-Region und der EMEA-Zentrale in München. Daneben haben wir in Deutschland einige Niederlassungen mit verschiedenen Entwicklungszentren. Hinzu kommen zwei Standorte in den Niederlanden, drei Standorte in Großbritannien, Teams und Niederlassungen in Frankreich, Spanien und Schweden. Durch die Akquisition haben wir nun auch Standorte in Russland und China.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.