Vertrauensdienste: Interview mit Uwe Stelzig, IDnow
Sind qualifizierte und fortgeschrittene Signaturen wirklich Game Changer? Uwe Stelzig, Managing Director DACH bei IDnow, gibt im Interview spannende Einblicke aus der Praxis – von E-Signaturen bis hin zu digitalen Wallets.
Welche Auswirkungen hat der Einsatz von QES und FES auf die Digitalisierung von Geschäftsprozessen?
Uwe Stelzig: In der Praxis sehen wir, dass die Einführung von QES und FES bei unseren Kunden echte »Game Changer« sind. Ein Beispiel: Bei Banken und Versicherungen können Kunden mittlerweile ihre Konten oder Verträge komplett online eröffnen und unterschreiben – ohne einen einzigen Papierausdruck oder Postversand. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch die Fehlerquote, weil der gesamte Prozess digital abgebildet wird. Ein Versicherungsunternehmen, das unsere QES-Lösung nutzt, konnte die Abschlusszeiten für neue Policen von mehreren Tagen auf wenige Minuten verkürzen und erhält durchgängig positives Feedback von Kunden, die die einfache und schnelle Abwicklung schätzen.
Wie steht es um die Verbreitung und den Nutzen von elektronischen Siegeln im Unternehmens- und Verwaltungsbereich?
Stelzig: Elektronische Siegel kommen bei unseren Kunden häufig zum Einsatz, wenn es um die digitale Ausstellung von Bescheinigungen, Rechnungen oder amtlichen Dokumenten geht. Ein Praxisbeispiel der Zukunft könnte sein: Eine Stadtverwaltung nutzt elektronische Siegel, um digitale Meldebescheinigungen auszustellen, die Bürger direkt online anfordern und herunterladen können. Das spart nicht nur den Gang zum Amt, sondern beschleunigt auch interne Prozesse. Im Unternehmensumfeld werden elektronische Siegel bereits eingesetzt, um zum Beispiel Massenrechnungen automatisiert und rechtssicher zu signieren – das ist besonders für Buchhaltungen mit hohem Volumen ein echter Effizienzgewinn.
Welche Bedeutung haben die Einführung von elektronischen Signaturen und elektronischen Siegeln aus ihrer Sicht für Unternehmen in der Praxis?
Für Unternehmen bedeutet die Einführung elektronischer Signaturen und Siegel in der Praxis vor allem eins: Sie können ihre Prozesse endlich komplett digitalisieren. Ein international tätiges Unternehmen aus der Immobilienbranche, das unsere Lösungen nutzt, berichtet, dass Mietverträge jetzt in wenigen Stunden statt in mehreren Tagen geschlossen werden können – und das standortübergreifend. Zudem werden Fehlerquellen, wie fehlende Unterschriften oder verloren gegangene Dokumente, praktisch ausgeschlossen.
Kommen Identity Wallets verstärkt zum Einsatz und erleichtern sie die Nutzung?
Wir erleben in Projekten, dass Identity Wallets – insbesondere im Kontext der bevorstehenden eIDAS 2.0-Verordnung – immer stärker an Bedeutung gewinnen. Die eIDAS 2.0 sieht die Einführung einer europaweit einheitlichen »European Digital Identity Wallet« vor, mit der Bürgerinnen und Bürger ihre Identitätsdaten, Führerscheine, Zeugnisse oder auch Zahlungsinformationen sicher digital speichern und flexibel nutzen können. Das Ziel: Eine nahtlose, grenzüberschreitende Identitätsnutzung über verschiedenste Anwendungsfälle hinweg – etwa für die Kontoeröffnung, den Abschluss von Verträgen oder die Altersverifikation.
Gibt es aktuell auch schon Praxiserfahrungen?
Aus der Praxis können wir berichten, dass Unternehmen, die bereits heute Wallet-Lösungen einsetzen, ihren Kunden eine deutlich einfachere und schnellere Nutzung ermöglichen. Ein Mobilitätsanbieter, der unsere Lösungen integriert hat, erlaubt es seinen Nutzern, sich mit wenigen Klicks per Wallet zu identifizieren und sofort ein Auto zu mieten – ganz ohne manuelle Prüfungen oder Wartezeiten. Mit eIDAS 2.0 wird diese Nutzerfreundlichkeit und Interoperabilität künftig noch weiter verbessert, da digitale Identitäten europaweit anerkannt und genutzt werden können. Das eröffnet Unternehmen neue Möglichkeiten, ihre Dienstleistungen digital, sicher und ohne Medienbrüche anzubieten – und das über Ländergrenzen hinweg.
Welche weiteren technologischen und marktrelevanten Entwicklungen machen sich ansonsten im Bereich Vertrauensdienste bemerkbar?
In der Praxis sehen wir einen klaren Trend zur Integration von biometrischen Verfahren, etwa Gesichtserkennung, um Identitätsprüfungen noch sicherer und benutzerfreundlicher zu machen. Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von KI zur Betrugsprävention: Bei einem unserer Kunden aus dem E-Commerce-Bereich konnten durch automatisierte Checks auffällige Anmeldungen frühzeitig erkannt und Schäden verhindert werden. Zudem wächst die Nachfrage nach Lösungen, die sich flexibel in bestehende Apps und Prozesse integrieren lassen, damit Unternehmen ihren Kunden nahtlose digitale Erlebnisse bieten können.
Haben Sie aktuelle Kundenreferenzen als Fallbeispiele?
Ja, beispielsweise arbeitet eine große deutsche Bank mit uns zusammen, um die digitale Kontoeröffnung inklusive QES anzubieten. Die Erfolgsquote bei Online-Abschlüssen ist dadurch deutlich gestiegen, und der gesamte Prozess ist für die Kunden viel komfortabler geworden. Ein weiteres Beispiel ist ein europaweit tätiger Mobilitätsdienstleister, der mit unserer Identitätsprüfung und elektronischen Signatur die Registrierung und das Vertragsmanagement für seine Nutzer vollständig digitalisiert hat. Diese Praxisbeispiele zeigen, wie Unternehmen mit modernen Vertrauensdiensten ihre Prozesse optimieren und das Kundenerlebnis verbessern.

