Bitkom: Europa von digitaler Souveränität noch weit entfernt
Laut einer aktuellen Bitkom-Studie sehen deutsche Unternehmen die digitale Souveränität noch in weiter Ferne. Die Abhängigkeit von Digitalimporten ist hoch. Das Vertrauen in wichtige Handelspartner befindet sich allerdings im Sinkflug.
Vertrauen in wichtige Partnerländer schwindet
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Eine aktuelle Studie des der Branchenverbands BITKOM zeigt, dass 9 von 10 deutschen Unternehmen weiterhin stark abhängig von Digitalimporten aus dem Ausland sind. 57 Prozent könnten ohne diese Zukäufe wirtschaftlich maximal ein Jahr überleben. Der deutschen Wirtschaft mangelt es also an digitaler Souveränität. Das Studienergebnis resultiert aus einer repräsentativen Befragung von mehr als 600 Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden. Diese wurden nach ihrer Abhängigkeit von ausländischen Technologien und Services befragt – und welche Risiken daraus entstehen. Angesichts der geopolitischen Entwicklungen, ist das Thema digitale Souveränität für die europäische Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Viele Unternehmen sind für ihre Prozesse auf Hardware aus China sowie Cloud- und KI-Lösungen aus den USA angewiesen. Hinzu kommen Chips aus Taiwan oder Industrieroboter aus Südkorea. Allerdings schwindet das Vertrauen in eine Reihe von Partnern, allen voran in die USA und China, derzeit deutlich.
Abhängigkeit von den USA und China ist groß
Trotzdem ist im Laufe dieses Jahres die Abhängigkeit von den USA und China nochmals gestiegen: 51 Prozent der deutschen Unternehmen betrachten sich als »stark abhängig» von den Vereinigten Staaten – im Januar 2025 sagten dies noch 41 Prozent. Und ebenfalls 51 Prozent sehen sich als »stark abhängig« von China – ein Zuwachs um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Jahresbeginn. Die deutschen Unternehmen könnten nach eigenen Angaben derzeit lediglich 12 Monate überleben, sollten sie die Technologien oder Services nicht mehr aus den USA beziehen können – mit Blick auf China wären es sogar nur 11 Monate.
Digitaler Gipfel für mehr Souveränität
Damit Europa unabhängiger von Digitalimporten aus dem Ausland wird, haben Deutschland und Frankreich den Gipfel für europäische digitale Souveränität initiiert. Er findet am 18. November in Berlin statt. »Deutschland und Europa müssen sich aus einseitigen Abhängigkeiten befreien und ihre digitale Zukunft selbst in die Hand nehmen«, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. »Europa muss seine digitale Souveränität mit mehr Entschlossenheit entwickeln. Wir müssen Europa zu einem Ort machen, an dem digitale Technologien nicht nur genutzt, sondern auch entwickelt und in wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen übersetzt werden. Der Gipfel für europäische digitale Souveränität sollte dafür den Startschuss geben.«
Deutsche Wirtschaft braucht Digitalimporte
Aktuell sieht die Situation allerdings noch anders aus. 93 Prozent der befragten Unternehmen sehen Deutschland in einer starken Abhängigkeit von digitalen Technologien und Leistungen aus dem Ausland. Nur 10 Prozent gehen davon aus, dass sich diese Position in fünf Jahren verringert haben wird. Knapp ein Viertel rechnet mit einer Fortschreibung des Status quo, 6 von 10 Unternehmen (63 Prozent) glauben, dass die Abhängigkeit sogar noch weiter zunimmt.
Die wichtigsten Herkunftsländer und -regionen sind die USA und China. 67 Prozent importieren »häufig« aus den USA, 23 Prozent »in Einzelfällen«. 58 Prozent importieren »häufig« aus China, ein weiteres Viertel »in Einzelfällen«.
Ohne Chips keine Schlüsselindustrien
Neben Japan ist auch Taiwan ein bedeutender Handelspartner aus dem asiatischen Raum. 21 Prozent der Befragten importieren »häufig«, 24 Prozent »in Einzelfällen« aus dem Inselstaat. Fast jedes zweite Unternehmen betrachtet sich als abhängig, 26 Prozent als »stark abhängig«, 23 Prozent als »eher abhängig« von dieser Verbindung. Wintergerst: »Die deutsche Wirtschaft ist besonders im Bereich der Schlüsselindustrien von Taiwan abhängig. Die Automobil- und Elektronikbranche braucht die dort produzierten Hochleistungs-Chips. Chinas Aggressionen gegen Taiwan bedrohen deshalb direkt die Lieferketten und Produktionskapazitäten in Deutschland.«
Wichtige Partnerschaft mit Frankreich
Frankreich – Deutschlands Partner beim kommenden Gipfel in Berlin – ist für die hiesige Wirtschaft ebenfalls wichtig: Jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent) bezieht »häufig« digitale Technologien und Leistungen aus dem Nachbarland, doppelt so viele zumindest in Einzelfällen. Das gleiche gilt für die übrige EU: 16 Prozent beziehen »häufig«, 28 Prozent »in Einzelfällen« aus den europäischen Nachbarstaaten.
Vertrauensranking hat sich verschoben
Das Vertrauen der deutschen Unternehmen in die einzelnen Länder fällt höchst unterschiedlich aus. Zu den Spitzenreitern im Vertrauensranking zählen Frankreich mit 76 Prozent, Japan mit 72 Prozent sowie die übrigen EU-Länder mit 68 Prozent. Großbritannien folgt mit 58 Prozent. Mit Blick auf bestehende oder mögliche Geschäftsbeziehungen sprechen 58 Prozent der Befragten von wenig oder keinem Vertrauen in Südkorea, bei Indien trifft dies auf 53 Prozent zu. Abgeschlagen auf den hinteren Plätzen liegen die USA und China. Mit 38 Prozent hat nur noch etwas mehr als ein Drittel Vertrauen in die Vereinigten Staaten – im Januar waren es noch 51 Prozent. 60 Prozent vertrauen den USA nur wenig oder gar nicht. Der Wert für China liegt bei 70 Prozent.
Protektionismus schürt Ängste
Der Vertrauensverlust in die USA hängt dabei messbar mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten zusammen. 33 Prozent der Befragten sagen, dass sich die Präsidentschaft von Trump bislang direkt oder auch indirekt »sehr negativ« auf das eigene Unternehmen ausgewirkt, weitere 46 Prozent sprechen von »eher negativen« Auswirkungen. Bei 19 Prozent gab es keine Auswirkungen. Die Lage hat sich aber für kein einziges Unternehmen seither zum Besseren gewendet. »Die Unberechenbarkeit und der Protektionismus der US-Regierung verunsichern deutsche Unternehmen – viele spüren die Folgen bereits unmittelbar. Für Europa ist das ein weiterer Weckruf, die eigene digitale und wirtschaftliche Souveränität voranzutreiben«, betont Wintergerst.
Weitere Entwicklung bereitet Sorgenfalten
Mit Sorge blickt die deutsche Wirtschaft auf die weitere Entwicklung der Handelsbeziehungen mit den USA. 99 Prozent der Unternehmen rechnen mit weiteren finanziellen Belastungen durch Strafzölle oder Sanktionen. 56 Prozent fürchten das Risiko von Exportbeschränkungen und 49 Prozent einen Austritt der USA aus internationalen Organisationen wie der NATO oder der WTO. Die damit verbundenen ökonomischen Risiken schätzen die Unternehmen als gravierender ein als die digitalen Risiken: Einen Zugangsverlust zu Software- und Plattformdiensten fürchtet fast jedes zweite Unternehmen, einen erzwungenen Abfluss sensibler Unternehmensdaten an US-Behörden 41 Prozent. 37 Prozent sorgen sich vor einem erschwerten Zugang zu Technologien wie Chips oder KI-Systemen. Einschränkungen bei Cloud-Services sehen nur 14 Prozent als Gefahr.
Gipfel stößt auf großen Zuspruch
Den bevorstehenden Gipfel für europäische digitale Souveränität begrüßen 86 Prozent der Unternehmen. 92 sprechen sich dafür aus, dass Deutschland und Frankreich bei der Stärkung der digitalen Souveränität Europas eine Führungsrolle einnehmen sollten. Eine deutsch-französische Zusammenarbeit im Digitalbereich stärke die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft insgesamt, sagen 82 Prozent der Befragten. Für Deutschland gibt es aus Sicht der Wirtschaft allerdings noch einiges zu tun: 94 Prozent fordern verstärkte Investitionen in Schlüsseltechnologien, 62 Prozent den Aufbau europäischer Hyperscaler, also großer Cloud-Anbieter. Wintergerst: »Nur wer über eigene Kompetenzen verfügt, kann international auf Augenhöhe agieren – und dafür muss Deutschland seine Position gezielt stärken.«
Bürokratie bleibt große Innovationsbremse
Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, plädiert der Bitkom für den Aufbau einer leistungsfähigen Cloud- und Rechenzentrums-Infrastruktur in Deutschland und Europa. Der Forderungskatalog beinhaltet auch den Aufbau eigener Fähigkeiten bei den Schlüsseltechnologien Künstliche Intelligenz, Quantum-Computing, dem Industrial Metaverse und der IT-Sicherheit. Ein weiterer Punkt ist der Ausbau Deutschlands zu einem Zentrum der Chip-Fertigung. Nationale Maßnahmen müssten dabei eng mit Aktivitäten auf EU-Ebene verzahnt werden. »Entscheidend sind aber auch verlässliche Rahmenbedingungen, gut ausgebildete Fachkräfte und eine Verwaltung, die Investitionen beschleunigt statt bremst«, so Wintergerst.
Integration von Outlook und SharePoint mit Add-Ins
Konnect eMail bietet mit Add-Ins die Möglichkeit, Outlook zum zentralen Ort für die Informationsverwaltung in Microsoft 365 zu machen. Das soll Unternehmen und Behörden auch helfen, gesetzliche Anforderungen bei Aufzeichnungs- und Informationspflichten zu erfüllen.
Verknüpfung von ecoDMS und DATEV sorgt für mehr Transparenz
Mit arkivado tool und ecoDMS sowie der Plattform Datev Unternehmen online lassen sich alle Abläufe rund um die Rechnungsprozesse vollständig digital gestalten.



