ECM-Aussteller ziehen Resümee

Was den Show- und Unterhaltungsaspekt der CEBIT betrifft, hat die Veranstaltung durch das total überarbeitete Konzept sicherlich an Wert gewonnen. Ebenso liefert sie interessante Vortrags- und Konferenzformate. Für den neuen Rahmen haben die Messeveranstalter zu Recht viel Lob geerntet. Ob dies die Zukunft der Cebit sichert, ist allerdings nicht klar.

Die im Vergleich mit der Vergangenheit niedrige Besucherzahl von knapp 120.000 und die nicht mehr so klar definierte Business-Ausrichtung hinterlassen bei einigen Ausstellern zumindest Sorgenfalten. Für sie lohnt sich der Aufwand für die Cebit nur, wenn er sich am Ende rechnet. Auf dem aktuellen Niveau wäre es für viele wohl schwierig. Einige sehr konstruktive Aussagen von Ausstellern aus dem Bereich Enterprise Content Management (ECM) konnte ECMguide.de am Ende der neuausgerichteten Veranstaltung für Sie einfangen.

Docuware ist auch im nächsten Jahr dabei

Jürgen Biffar, Geschäftsführer DocuWare, begrüßt das Konzept und ist trotz weniger Kontakte als im Vorjahr nächstes Jahr mit einem möglicherweise veränderten Auftritt wieder dabei:

Jürgen Biffar, Geschäftsführer von Docuware, bleibt der Cebit weiter treu (Bild: B.Schuckmann)

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Jürgen Biffar, Geschäftsführer von Docuware, bleibt der Cebit weiter treu (Bild: B.Schuckmann)

»Von Anfang an gefiel mir die Neuausrichtung der Cebit mit der Idee, näher an den Menschen heranzurücken und ihn auf dem Weg in die digitale Welt mitzunehmen, sehr gut. Beim Gang über die Messe hat man erlebt, dass die Kombination aus Business und Unterhaltung von den Besuchern sehr gut angenommen wird. Auch in unseren Hallen mit den Angeboten rund um das Digital Office war der Andrang an den Ständen, die dem Cebit-Konzept mit originellen Ideen folgten, sehr groß.

Bei Docuware hatten wir mit unserem eher traditionellen Auftritt in Summe etwas weniger Kontakte als im sehr starken Vorjahr. Die Qualität der Gespräche war laut Aussage unserer Mitarbeiter und der Docuware-Partner, die als Mitaussteller auf unserem Stand waren, gut. Damit sind wir insgesamt zufrieden. Ich denke aber, dass wir für 2019 unseren Auftritt auch noch einmal überdenken und optimieren, das heißt, besser an das neue Konzept der Cebit anpassen werden.«

Windream begrüßt den beschrittenen Weg

Weitgehend positiv erachtet auch Dr. Michael Duhme, Pressesprecher von windream das neue Konzept der Veranstaltung:

Dr. Michael Duhme, Pressesprecher von windream, zieht ein positives Cebit-Fazit (Bild: Windream)

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Dr. Michael Duhme, Pressesprecher von windream, zieht ein positives Cebit-Fazit (Bild: Windream)

»Aus unserer Sicht finden wir es wichtig, alle Technikbegeisterten wieder zu einem Besuch der Cebit zu motivieren. Weil vor allem die jüngeren Besucher in den letzten Jahren in der Minderheit waren, finden wir den neuen Ansatz, eine Mischung aus Festival, Show, Entertainment und klassischer Messe mit Ausstellung und Präsentation, sehr gut. Diesem Trend haben wir uns ganz bewusst angeschlossen, was der große Erfolg auch unserer Werbemittel deutlich gezeigt hat. Aber die Besucher waren natürlich auch wegen der fachlichen Themen, die wir präsentiert haben, an unserem Stand.  Für das nächste Jahr erhoffen wir uns von der Cebit insgesamt noch mehr coole und spannende Technikpräsentationen. Wir sind davon überzeugt, dass die vergangene Cebit den richtigen Weg beschritten hat, der auch im kommenden Jahr konsequent weiter verfolgt werden sollte.«

Ecodms bescheinigt dem Festival-Charakter Erfolg

Michael Schmitz, einer der Geschäftsführer von ecoDMS, war mit der diesjährigen Cebit-Premiere seines Unternehmens zufrieden, ist jedoch unsicher, wie es im Business-Umfeld weitergeht.

Nach Meinung von Michael Schmitz, Geschäftsführer von ecoDMS, kam die Cebit-Transformation im Ausstellerbereich nicht spürbar an (Bild: Ecodms)

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Nach Meinung von Michael Schmitz, Geschäftsführer von ecoDMS, kam die Cebit-Transformation im Ausstellerbereich nicht spürbar an (Bild: Ecodms)

»Anzahl und Qualität der Geschäftskontakte auf der Cebit waren für uns zufriedenstellend, das allgemeine Besucherinteresse im Ausstellerbereich war jedoch phasenweise zu gering. Die Verjüngung der Cebit zu einem Business Festival hat ohne Zweifel funktioniert, leider konnte der klassische Ausstellerbereich dieser Transformation nicht so schnell folgen. Nun bleibt die Frage offen, wie viele zahlende Aussteller künftig diesen Spagat zwischen den beiden Messewelten meistern werden bzw. meistern wollen.«

Amagno hat konkrete Verbesserungsvorschläge

Für Jens Büscher, Geschäftsführer von AMAGNO, war im Vorfeld bereits klar, dass bei einem so fundamentalen Konzeptwandel, nicht alles beim ersten Mal gelingen kann. Er lobt, dass nach außen ein Neustart gelungen ist, sieht im wesentlichen Kern allerdings noch erhebliche Defizite. Ohne deutliche »Nachjustierungen«, an denen Büscher auch mitarbeiten würde, ist für sein Unternehmen eine erneute Teilnahme wirtschaftlich nicht attraktiv.

Jens Büscher, CEO von Amagno, plädiert für eine zweite Cebit-Chance - allerdings mit Nachjustierungen (Bild: A.Stadler)

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Jens Büscher, CEO von Amagno, plädiert für eine zweite Cebit-Chance - allerdings mit Nachjustierungen (Bild: A.Stadler)

»Wir hatten 2017 einen außerordentlich großen Erfolg. Dieses Jahr haben wir, trotz des Risikos, unsere Marketingbemühungen auf allen Ebenen verdreifacht. Rein von den Zahlen war die Cebit für uns nicht zufriedenstellend. Die Qualität der Kontakte war zwar ebenso hoch, wie letztes Jahr, aber wir haben mindestens nach erster Betrachtung 70 Prozent weniger Leads durch die reine Messepräsenz erhalten. Dies war rein optisch in den Messegängen unserer Halle auch sichtbar. Es war klar, dass das Konzept für die neue Cebit ein »Prototyp« ist, der zu optimieren ist. Und die Chance sollte man ihr auch geben. Es war für alle ein Risiko und zeigte sich auch darin, dass sehr viele renommierte Anbieter der ECM/EIM-Szene der Messe mit einer eigenen Präsenz ferngeblieben sind oder nur als Trittbrettfahrer bei anderen Anbietern auftauchten. Dadurch war die gesamte Szene auf der ganzen Cebit fragmentiert und hatte keinen zentralen Anlaufpunkt wie »Halle 3« der Vorjahre. Die wenigen Besucher mussten ihren Tag also explizit planen. Erschwerend war, dass der Aspekt der Business Applikationen insgesamt, kaum im Marketingfokus der Messe stand, sondern Technologien, die vorher bereits auf der »Hannover Messe« gezeigt wurden. Angereichert durch den Festival Aspekt. Das moderne und frische Auftreten der Cebit war insgesamt vorbildlich, half uns aber nicht in unserem Kerngeschäft. Meine Vorschläge für das nächste Jahr sind, den Aspekt der Business Applikationen deutlich stärker im Marketing für die Entscheider präsent zu machen. Dazu gehören auch viele attraktive und bekannte Speaker in einem optisch attraktiveren d!talk Bereich der Hallen. Hier könnte die »hub conference« in Berlin ein Vorbild sein. Ebenso wäre mein Vorschlag, dass die Anbieter von Themensegmenten, wie CRM, ERP oder ECM, in festen Zeitslots nacheinander ihre Lösungen sehr kompakt »pitchen«, damit die Interessenten einen zentralen Anlaufpunkt erhalten, sich kurz zu orientieren, und nach den Pitches die gewünschten Anbieter konkret besuchen können. Die Themen-Pitches kompensieren damit quasi die »Halle 3« der Vorjahre und ist ein modernes Präsentationsformat.

Ohne eine deutliche Nachjustierung der neuen Cebit für Anwendungen des »Digital Workplace« / »Digital Office« ist es für uns wirtschaftlich nicht attraktiv, die Cebit nochmal als Aussteller zu begleiten. Wir bringen uns auf Wunsch gerne in die Planungen mit ein. Denn Deutschland braucht für Businessanwendungen weiterhin noch ein attraktives Format.«

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.