ECM-Rückblick 2021 auf Köpfe und Posten

Viele der personellen Veränderungen an der Spitze von Unternehmen aus dem ECM-Umfeld waren von langer Hand geplante Nachfolgeregelungen. Es gab aber auch turbulente Wechsel und leider einen viel zu frühen Todesfall.

Andreas Zipser startete im März als CEO bei Easy Software (Bild: Easy Software)

Andreas Zipser startete im März als CEO bei Easy Software (Bild: Easy Software)

Natürlich drehte sich 2021 das Personalkarussell auch im Bereich von Enterprise Content Management (ECM). Besonders schnell drehte es sich in diesem Jahr mal wieder bei EASY SOFTWARE, wo es in der Führungsspitze mehrere personelle Veränderungen gab. Auf den Einstieg des Investors Battery Ventures Ende 2020 ist zurückzuführen, dass Andreas Zipser am ersten März als neuer CEO startete. Zwar hieß es nach der Umbesetzung des Aufsichtsrats Ende Dezember 2020 noch nach außen, dass sich an der Führungsriege nichts ändern solle, aber Kandidaten-Gespräche fanden längst statt. Zipser war zuvor beim britischen Softwareunternehmen Sage beschäftigt, wo er zuletzt als Executive Vice President & Managing Director Central Europe tätig war. Wie Zipser die ersten Monate bei Easy erlebt hat, wie er die aktuelle Lage einschätzt und welche Pläne er für das Unternehmen hat, besprachen wir mit ihm Anfang Oktober in einem Interview.

Bei Easy löste Zipser Oliver Krautscheid als CEO ab, der diese Rolle ein Jahr inne hatte und hierfür aus dem Aufsichtsrat gewechselt war, um den vom Aufsichtsrat nicht mehr gewünschten Dieter Weißhaar zu ersetzen. Mit dem Eintritt Zipsers übernahm Krautscheid die Rolle des Finanzchefs – allerdings nicht lange. Bereits nach einem halben Jahr verließ Krautscheid Easy auf eigenen Wunsch zum 31. Oktober.  Insgesamt war er mehr als acht Jahre für das Unternehmen tätig.

Nachfolger Krautscheids als CFO wurde zum 1. Dezember schließlich Heino Erdmann.  Er und Zipser kennen sich, denn Erdmann war zuvor ebenfalls beim britischen Softwarehersteller Sage tätig und als Geschäftsführer und Vice President Finance and Operations für das Zentraleuropageschäft verantwortlich.

Viele geplante Führungswechsel

Matthias Koch ist operativer Chef von forcont (Bild: forcont)

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Matthias Koch ist operativer Chef von forcont (Bild: forcont)

Etwas weniger turbulent ging es bei den meisten anderen Unternehmen aus dem ECM-Sektor zu. Das ECM-Softwarehaus forcont business technology erhielt beispielsweise Anfang des Jahres im Zuge einer Nachfolgeregelung drei neue Gesellschafter. Matthias Koch, der WMS Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen und Thomas Fahrig haben die Anteile der Altgesellschafter Christa Gaudlitz, Matthias Kunisch und der Inventment GmbH übernommen. Koch ist als neuer geschäftsführender Gesellschafter der unternehmerische Kopf von Forcont. Fahrig, der bisher schon bei Forcont als Geschäftsführer für Vertrieb und Beratung verantwortlich war, ist nun zusätzlich Gesellschafter einer Minderheitsbeteiligung.

Schon länger abgestimmt dürfte auch die Entscheidung von d.velop gewesen sein, dass CEO Mario Dönnebrink im März auch den Vorstandsvorsitz übernahm. Damit löste er den Unternehmensgründer Christoph Pliete ab, der sich als Chief Advisory Officer strategisch im Vorstandsteam einbringt. Nach der Erweiterung des Vorstands um zwei weitere Vorstandsmitglieder zu Beginn des Jahres war laut Unternehmensangaben ein Veränderungsprozess mit dem Wechsel im Vorstandsvorsitz von Pliete auf Dönnebrink abschließend vollzogen.

Seit 1. April ist Raphaël Zaccardi neben der Rolle als Chief Executive Officer (CEO) für Central Europe von Ricoh nun auch CEO für Ricoh Deutschland. Zaccardi löst in Deutschland Niculae Cantuniar ab, der die CEO-Position fünfeinhalb Jahre inne hatte und das Unternehmen auf eigenen Wunsch Ende März verlassen hat. Der Franzose Zaccardi  begann 1986 seine Laufbahn bei Ricoh im Vertrieb. Nach verschiedenen Stationen bei Ricoh Frankreich übernahm er dort im Jahr 2010 den Posten als CEO. Seit 2019 ist Zaccardi für insgesamt zehn Länder in der Region Central Europe sowie für Skandinavien zuständig.

Viel zu früher Tod von Peter Schnautz

Peter Schnautz prägte vielen Jahre das ECM-Geschehen mit (Bild: Inotec)

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Peter Schnautz prägte vielen Jahre das ECM-Geschehen mit (Bild: Inotec)

Der Mai brachte eine sehr traurige Nachricht: Peter Schnautz, ehemaliger Geschäftsführer und Mitgründer des Herstellers von Hochleistungsscannern InoTec war unerwartet im Alter von nur 64 Jahren verstorben. Er hat die gesamte ECM- und DMS-Branche über Jahrzehnte hinweg mitgestaltet und maßgeblich geprägt. Als meinungsstarker Gesprächs- und Interviewpartner hat er uns bei ECMguide.de immer überaus interessante Einblicke geliefert und uns mit seiner offenen, herzlichen und über den Tellerrand hinaus blickenden Art beeindruckt. Nur knapp zwei Jahre blieben Peter Schnautz, sich nach dem Verkauf von Inotec an Datawin stärker auf das Privatleben zu fokussieren.

Im Sommer gab es eine Neuformierung des Vorstands der DATEV eG.  Seit 1. Juli ist Prof. Dr. Christian Bär neues Mitglied des Vorstands und Chief Technology Officer (CTO) der DATEV eG. Damit löst er Prof. Dr. Peter Krug ab, der als Chief Markets Officer (CMO) die Gesamtverantwortung für alle Funktionen von Service, Vertrieb und Marketing sowie das Auslandsgeschäft übernimmt. Zugleich ist Krug stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Datev. Eckhard Schwarzer, bisher CMO und stellvertretender Vorstandschef, ist zum 30. Juni 2021 altersbedingt nach 36 Jahren ausgeschieden. Der neue CTO Bär ist seit fast 22 Jahren bei Datev tätig und war laut Aussagen der Genossenschaftsführung bisher schon eine der treibenden Kräfte der digitalen Transformation.

Ebenfalls seit 1. Juli ist Dr. Wolfgang Köstler neuer Vorstandsvorsitzender von Compart. Damit hat er die Nachfolge von Gründer und Inhaber Harald Grumser angetreten, der in den Aufsichtsrat wechselte und dort künftig den Vorsitz führt. Grumser hat Compart 29 Jahre geleitet und nach seinen Aussagen »bis zur Compart 4.0 entwickelt«. Neben Köstler gehören dem dreiköpfigen Vorstand Christof Mayer, Chief Research Officer (CRO) und Thorsten Meudt, Chief Technology Officer (CTO) an. Ebenfalls zum 1. Juli wurde Reinhard Fischer zum Chief Development Officer (CDO) ernannt. In dieser Position verantwortet er die gesamte Produktentwicklung und berichtet an Meudt.

Auffällig ist, dass die Veränderungen in der Führungsspitze von ECM-relevanten Unternehmen rein männerdominiert sind. Schön wäre, wenn 2022 auch etwas Weiblichkeit einziehen könnte.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.