Unternehmensfokus auf Nachhaltigkeit hält an
Trotz gegenteiliger Eindrücke haben für 57 Prozent der Unternehmen Klimaschutz und Nachhaltigkeit 2025 laut Bitkom an Bedeutung gewonnen. Digitale Technologien könnten im Alltag einen entscheidenden Unterschied ausmachen.
Strategisch bedeutsam: Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Inhalt dieses Artikels
In politischen Reden und öffentlichen Debatten kann der Eindruck entstehen, dass die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft in den Hintergrund treten. Jedoch zeigt eine repräsentative Befragung des Bitkom unter mehr als 600 Unternehmen erfreulicherweise das Gegenteil: Für 57 Prozent der Unternehmen hat das Thema 2025 sogar an Bedeutung gewonnen und für kein Unternehmen hat es an Bedeutung verloren. Dies mag daran liegen, dass für 61 Prozent der Klimawandel bereits heute leichte (43 Prozent) oder deutliche Auswirkungen (18 Prozent) auf ihre Geschäftstätigkeit hat. Weitere 36 Prozent befürchten dies für die Zukunft.
Zwei Drittel (65 Prozent) der Unternehmen in Deutschland verfolgen bereits eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie: 30 Prozent haben eine Strategie für das gesamte Unternehmen, 35 Prozent für einzelne Bereiche – und 33 Prozent befinden sich in der Planung. Nur 2 Prozent haben derzeit keine Strategie und planen auch keine. Innerhalb der schon vorhandenen Strategien spielen digitale Technologien eine zentrale Rolle – praktisch kein Unternehmen kommt dabei ohne Digitalisierung aus. Neun von zehn der Unternehmen (89 Prozent), die eine umfassende oder in Teilen vorhandene Strategie haben, messen digitalen Anwendungen eine große oder sehr große Bedeutung bei, weitere 9 Prozent zumindest eine geringe. »Um die Klimaziele zu erreichen und zugleich wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ihre Energie- und Ressourceneffizienz deutlich steigern – und das gelingt nur mit digitalen Technologien«, betont Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab. »Ob in der Produktion, in Gebäuden oder in der Logistik: Digitalisierung macht Prozesse messbar, steuerbar und deutlich effizienter und wird damit zum entscheidenden Faktor für nachhaltiges Wirtschaften.«
Wettbewerbsvorteil durch nachhaltige Technologien
Die Unternehmen verknüpfen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit zunehmend direkt miteinander. 93 Prozent sind überzeugt, dass Betriebe, die in nachhaltige Technologien investieren, langfristig im Vorteil sein werden. Ebenso geben 74 Prozent an, dass digitale Technologien ihrem Unternehmen helfen, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Auch die Qualifizierung rückt in den Fokus: 90 Prozent der Unternehmen sprechen sich dafür aus, dass Klima- und Nachhaltigkeitsthemen stärker in der Ausbildung von IT-Fachkräften verankert werden. »Digitale Technologien steigern nicht nur die Energie- und Ressourceneffizienz, sie stärken auch die Wettbewerbsfähigkeit – und das nachhaltig«, betont Raab.
Papierloses Büro häufig schon Realität
In der Praxis setzen viele Unternehmen bereits konkrete digitale Maßnahmen ein, um Energie zu sparen und nachhaltiger zu wirtschaften. Am weitesten verbreitet sind der weitgehende Verzicht auf Papier sowie die Anschaffung energieeffizienter Hardware – jeweils bei 59 Prozent der Unternehmen. 54 Prozent setzen auf Videokonferenzen statt Dienstreisen, und 47 Prozent berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien beim Einkauf digitaler Produkte und Services. Auch Arbeitsmodelle tragen zur Reduktion von Emissionen bei: 44 Prozent erlauben die private Nutzung von Dienstgeräten, um Ressourcen einzusparen und 40 Prozent ermöglichen Homeoffice, wo dies möglich ist. CO2-Emissionen kompensieren bereits 41 Prozent ganz oder in Teilen. Eine CO2-Kompensation erfolgt in der Regel über den Kauf von Ausgleichszertifikaten, die bestätigen, dass andernorts durch Klimaschutzprojekte eine entsprechende Menge CO2 gebunden wird.
Weniger Energieverbrauch durch Digitalisierung
Darüber hinaus investieren Unternehmen verstärkt in digitale Lösungen zur direkten Senkung des Energieverbrauchs. Bereits 57 Prozent setzen mindestens eine dieser gängigen digitalen Effizienzmaßnahmen ein – am häufigsten intelligente Beleuchtung (37 Prozent), gefolgt von smarter Heizungssteuerung (21 Prozent), digitalen Verbrauchsauswertungen beispielsweise über Strom- oder Heizkosten-Apps (20 Prozent) und intelligenter Klimatisierung (16 Prozent). Energiemanagementsysteme (13 Prozent) und ein digitales Lastmanagement (8 Prozent), also die automatisierte Steuerung und Verteilung von Stromlasten zur Vermeidung von Spitzenverbräuchen, sind etwas weniger verbreitet. Gleichzeitig sehen 78 Prozent der Unternehmen in digitalen Technologien grundsätzlich das Potenzial, den eigenen Energieverbrauch deutlich zu reduzieren. »In vielen Unternehmen leisten digitale Technologien bereits heute einen messbaren Beitrag zu mehr Energieeffizienz und Klimaschutz«, so die Bitkom-Vizpräsidentin. »Von smarter Gebäudetechnik über digitale Verbrauchsauswertungen bis hin zu intelligenter Steuerung von Lasten – überall dort, wo Prozesse digitalisiert werden, können Kosten und CO₂-Emissionen sinken. Ausnahmslos alle Unternehmen prüfen, wie sie dieses Potenzial für sich nutzen können.«
Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab (Bild: Bitkom)
Noch gelingt nicht allen Unternehmen der Einstieg in digitale Effizienzmaßnahmen. Dort, wo bislang keine entsprechenden Lösungen eingesetzt werden, nennen Betriebe vor allem fehlende finanzielle Mittel (38 Prozent), eingeschränkte Investitionsmöglichkeiten in gemieteten Gebäuden (37 Prozent) oder hohe administrative Aufwände (31 Prozent) als wichtigste Hemmnisse. Etwas jedes sechste Unternehmen (18 Prozent) verweist auf fehlende personelle Ressourcen, und jedes vierte (25 Prozent) gibt an, dass derzeit schlicht andere Themen Vorrang haben.
Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf Klimaschutz
Künstliche Intelligenz soll sich in der deutschen Wirtschaft zu einem zentralen Faktor für mehr Klimaschutz entwickeln – dabei gibt es große Bedenken, was den hohen Energieverbrauch von KI-Modellen betrifft. So erwarten aktuell zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland (67 Prozent), dass KI einen Beitrag zur Reduktion von CO₂-Emissionen leisten wird. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) geht davon aus, dass KI neue, klimaschonende Geschäftsmodelle ermöglicht. Und 84 Prozent der Unternehmen sehen KI als Chance für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Dem steht der hohe Energieverbrauch der KI gegenüber, insbesondere bei der Entwicklung der Modelle, den 83 Prozent als problematisch ansehen. Fast ebenso viele (82 Prozent) mahnen, Unternehmen sollten beim Einsatz von KI immer auch das Thema Nachhaltigkeit im Blick haben. »KI eröffnet der Wirtschaft enorme Potenziale für mehr Klimaschutz – von intelligenter Steuerung von Gebäuden und Produktionsanlagen über optimierte Logistik bis hin zu präziseren Prognosen von Wetter- und Klimarisiken«, sagt Raab. »Wichtig ist, dass KI verantwortungsvoll entwickelt und betrieben wird: mit effizienten KI-Modellen, energetisch optimierten Rechenzentren sowie der konsequenten Nutzung der Abwärme. Wenn wir diese Voraussetzungen schaffen, kann KI einer der wirkungsvollsten Hebel werden, um Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zugleich zu stärken.«
Entsprechend hoch sind die Erwartungen an KI auch über den konkreten Einsatz in den Unternehmen hinaus: 85 Prozent gehen davon aus, dass KI helfen wird, Klimarisiken besser vorherzusagen. 48 Prozent teilen die Ansicht, dass die Menschheit ihre Klimaprobleme nur mit Hilfe von KI lösen könne.
Refurbished-IT kommt in der Wirtschaft nur langsam voran
Ein weiterer Hebel für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen ist der Einsatz von Refurbished-IT, also wiederaufbereiteter Hardware. Noch zeigt sich die Wirtschaft hier zurückhaltend: 60 Prozent der Unternehmen haben den Einsatz gebrauchter Geräte bislang nicht in Erwägung gezogen oder haben noch nicht darüber nachgedacht, weitere 21 Prozent ziehen ihn zwar in Betracht, nutzen Refurbished-IT aber derzeit nicht. Nur 10 Prozent setzen bereits in Einzelfällen auf wiederaufbereitete Geräte, und 6 Prozent nutzen sie in vielen Bereichen. Dabei sehen viele Unternehmen grundsätzlich Potenzial, wenn die Rahmenbedingungen stimmen: 82 Prozent derer, die bislang keine Refurbished-IT nutzen, würden diese einsetzen, wenn ausreichend lange Gewährleistungen oder Garantien gegeben wären, 80 Prozent, wenn eine längerfristige Versorgung mit Software-Updates gesichert ist, und 70 Prozent, wenn steuerliche oder finanzielle Vorteile damit verbunden wären. 55 Prozent würden den Einsatz in Betracht ziehen, wenn die CO₂-Einsparungen im Nachhaltigkeitsbericht ausgewiesen werden könnten. Nur fünf Prozent würden unter gar keinen Umständen Refurbished-IT in ihrem Unternehmen einsetzen.
Die Erwartungen an die wiederaufbereiteten Geräte sind hoch: 76 Prozent sind überzeugt, dass Refurbished-IT einen wichtigen Beitrag zur Einsparung von Ressourcen und Rohstoffen leistet, 69 Prozent finden, dass möglichst viele Unternehmen den Einsatz prüfen sollten, und 52 Prozent sehen Refurbished-IT als wichtiges Zukunftsthema. »Wir sollten in Deutschland und Europa weniger Elektroschrott erzeugen. Mit Refurbished-IT reduzieren Unternehmen die Massen an Elektroschrott, verbessern ihre Umweltbilanz und sparen dabei gleichzeitig Geld«, sagt Raab.
Forderungen an die Politik: Weniger Bürokratie und Ausbau erneuerbarer Energien
Damit das Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit besser gelingt, sehen die Unternehmen auch die Politik in der Verantwortung. Auf der Prioritätenliste ganz oben stehen der Abbau bürokratischer und regulativer Vorgaben (92 Prozent) und der Ausbau erneuerbarer Energien (89 Prozent). Darüber hinaus wünschen sich viele Unternehmen finanzielle Anreize für Investitionen in digitale Nachhaltigkeitstechnologien (72 Prozent), mehr Informations- und Beratungsangebote (71 Prozent) sowie eine stärkere Forschungsförderung (65 Prozent). Ebenfalls wichtig sind eine konsequentere Berücksichtigung digitaler Technologien in der Umwelt- und Klimapolitik (61 Prozent) und eine nachhaltigere öffentliche Beschaffung von IT-Services und Geräten (51 Prozent). »Wenn Unternehmen grüne Technologien nutzen, Energie sparen und den CO₂-Ausstoß senken, stärkt das nicht nur den Klimaschutz, sondern auch die wirtschaftliche und digitale Souveränität Deutschlands. Weniger Abhängigkeit von fossilen Importen und mehr eigene digitale Kompetenz machen Deutschland und Europa langfristig widerstandsfähiger«, so die Bitkom-Vizepräsidentin.
Aus Bitkom-Sicht sollte mit Blick auf das Jahr 2026 zirkuläres Wirtschaften umfassend gestärkt werden – etwa durch die Förderung von Refurbished-IT, wiederaufbereiteten Ersatzteilen und Product-as-a-Service-Modellen sowie durch steuerliche Anreize wie niedrigere Mehrwertsteuersätze auf Reparaturen und Ersatzteile. Des Weiteren müssten digitale Technologien systematisch als Schlüssel für die Kreislaufwirtschaft verankert werden, etwa durch die Förderung nachhaltiger KI-Anwendungen, energieeffizienter Algorithmen, grüner Hardware und den flächendeckenden Einsatz erneuerbarer Energien. Schließlich sollte die öffentliche Hand ihre Beschaffung stärker auf nachhaltige und kreislauforientierte Produkte und Dienstleistungen ausrichten, um Marktsignale zu setzen und Innovationen zu beschleunigen. Laut Raab könnte 2026 ein entscheidendes Jahr werden, um die Weichen richtig zu stellen: Gelänge es, Bürokratie abzubauen, Investitionen zu erleichtern und Digitalisierung gezielt für Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft zu nutzen, könne Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit stärken und mittelfristig seine Klimaziele erreichen.
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