Lob, Kritik und Pflichtenheft für Digitalminister Wildberger
Seit Jahren wird darüber diskutiert, jetzt kommt es – das Digitalministerium. Deutschlands erster Digitalminister soll Karsten Wildberger werden. Er war zuletzt Vorstandsvorsitzender bei Ceconomy, der Muttergesellschaft von MediaMarkt-Saturn. Die Reaktionen sind geteilt.
Karsten Wildberger soll Deutschlands erster Digitalminister werden
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»Ich freue mich wirklich sehr, dass es mir gelungen ist, jemanden aus der Wirtschaft zu gewinnen für diese Aufgabe, der auch einiges aufgibt und einigen Risiken sich aussetzt, bis hin zur verstärkten öffentlichen Beobachtung«, sagte Friedrich Merz bei der Vorstellung der Ministerinnen und Minister seines künftigen Kabinetts über Karsten Wildberger, der Deutschlands erster Minister für »Digitalisierung und Staatsmodernisierung« werden soll.
Wildberger war bisher Vorstandsvorsitzender der Ceconomy AG – die vielen durch ihre zwei wichtigsten Marken MediaMarkt und Saturn deutlich bekannter ist. Den Aufsichtsrat der Ceconomy AG hatte Wildberger da bereits um eine einvernehmliche kurzfristige Entbindung von seinen Aufgaben im Unternehmen zum 5. Mai 2025 gebeten, um in der sich konstituierenden neuen Bundesregierung den Ministerposten für Digitalisierung und Staatsmodernisierung annehmen zu können.
Viel Digitalisierung in Wildbergers Karriere
»Digitalisierung und Technologie waren prägende Themen meiner beruflichen Laufbahn, und das neue Ministerium wird eine entscheidende Rolle bei der Modernisierung unseres Landes spielen«, teilt Wildlberger in einer Presseerklärung seines noch aktuellen Arbeitgebers mit. »Was mir diesen kurzfristigen Abschied von Ceconomy und MediaMarktSaturn erleichtert, ist die Tatsache, dass unser Unternehmen hervorragend für die Zukunft aufgestellt ist.«
Wildberger kam 2021 zu dem Handelsunternehmen. Er war zuvor beim Energiekonzern Eon. Bei der Ceconomy AG übernahm er die Position des Vorstandsvorsitzenden und in Personalunion auch die Stelle als Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding-GmbH. Damit ging bei dem Unternehmen die Ära unglücklicher Doppelspitzen zu Ende.
Wildberger hatte das Glück, den Schwung aus der Corona-Pandemie mitnehmen zu können und hat sich in einem kompetitiven Umfeld ordentlich geschlagen. Vor allem brachte er Media-Saturn aus den negativen Schlagzeilen heraus, steigerte den Online-Anteil deutlich und sorgte dafür, dass im Hintergrund Technologien vereinheitlicht wurden. Frühere Stationen des promovierten Physikers waren als Partner bei der Boston Consulting Group, wo er Unternehmen in verschiedenen Branchen zu Fragen der Strategie und Digitalisierung beraten hat, sowie als Manager bei T-Mobile, Vodafone und Telstra.
Bitkom begrüßt Wildbergers Ernennung
Für den Bitkom, der nun endlich das von ihm bereits mehrfach geforderte Digitalministerium bekommt, gratuliert Präsident Ralf Wintergerst dem designierten Minister wünscht ihm bei seinen Aufgaben bestmöglichen Erfolg. »Seine Kernaufgabe ist, Deutschland zu einem digital souveränen Land zu machen – in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft«, sagt Wintergerst.
»Die Einrichtung des neuen Ressorts ist ein Meilenstein für Deutschland und seine Ausgestaltung wird maßgeblich dafür sein, ob es zu einem echten Treiber für die Digitalisierung in Deutschland wird. Mehr denn je müssen wir jetzt wettbewerbsfähig, innovativ und digital handlungsfähig werden: um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, die Sicherheit auch im Cyberraum zu verbessern und den Staat auf die Höhe der Zeit zu bringen«, führt der Bitkom-Präsident aus.
Das neue Ressort brauche daher eine zügige und verbindliche Klärung der konkreten Zuständigkeiten, Befugnisse und Ressourcen, auch im nachgeordneten Bereich. »Das Digitalministerium kann nur schlagkräftig handeln, wenn es die Federführung für die digitalen Kernthemen erhält und mit den notwendigen Koordinierungsrechten, einem Digitalvorbehalt sowie einem ausreichenden Einzelplan ausgestattet ist«, fasst Wintergerst die Position des Bitkom zusammen.
eco Verband legt Wildberger Pflichtenheft ans Herz
Der eco Verband sieht die Ankündigung der Bundesregierung, ein eigenständiges »Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung« zu schaffen, als ein wichtiges politisches Signal für die digitale Transformation des Standorts Deutschland. Ähnlich wie Wintergerst für den Bitkom mahnt aber auch der eco Verband an, dass vor allem die »konkrete Ausgestaltung des neuen Ministeriums im Hinblick auf Zuständigkeiten, Kompetenzen und Budget« entscheidend sein werde.
Der Verband legt dem neuen Minister zudem noch vor Amtsantritt ein ganzes Pflichtenheft ans Herz. Es umfasst vor allem fünf Punkte:
- Vorlegen einer ambitionierten Digitalstrategie
- Modernisierung der digitalen Verwaltung
- Ausbau der Cybersicherheit durch Umsetzung bestehender EU-Regulierung
- Innovationsfreundliche Umsetzung des AI Acts
- Rechtssicherheit in der Daten- und Digitalgesetzgebung schaffen und die Vorratsdatenspeicherung zu verhindern (was Wildberger schwerfallen dürfte, da es sich dabei trotz mehrerer gegenteiliger Urteile höchster Instanzen um ein Lieblingsprojekt der CDU handelt)
Kritiker sehen vor allem den Lobbyisten Wildberger
Konkrete Kritik an Wildberger kommt vom Verein LobbyControl. Der bezeichnet ihn als »Top-Lobbyist«. Schließlich sei Wildberger nicht nur Ceconomy-Chef, sondern auch einer der Vizepräsidenten des Handelsverbandes HDE – mit Ausgaben von sieben Millionen eine der finanzkräftigsten Lobbyorganisationen in Deutschland.
Außerdem hebt LobbyControl hervor, dass Wildberger im CDU-nahen Lobbyverband »Wirtschaftsrat« als Vorsitzender direkter Nachfolger von Friedrich Merz war. Diesen Posten müsse er ebenso wie den beim HDE umgehend aufgeben.
»Es ist fraglich, wie unabhängig Wildberger über Fragen von Digitalisierung und Staatsmodernisierung entscheiden kann«, sagt Christina Deckwirth, Sprecherin von LobbyControl. »Die künftige Bundesregierung muss nun sicherstellen, dass den bisherigen Arbeitgebern keine einseitigen Vorteile oder privilegierte Zugänge eingeräumt werden.« Von Wildberger erwartet sie, dass er »eine breite und ausgewogene Beteiligung an politischen Entscheidungen« sicherstelle.
Außerdem befürchtet die Aktivistin eine zu einseitige Ausrichtung auf Interessen der Industrie. Sie sagt: »Das zukünftige Digitalministerium wird die zentrale Zukunftsfrage der Regulierung der Tech-Konzerne und das Thema Bürokratieabbau verantworten. Gerade letzteres Thema wird von vielen Lobbyisten und Lobbyistinnen immer wieder dazu verwendet, Unternehmensinteressen Vorrang gegenüber anderen gesellschaftlichen Anliegen einzuräumen.«
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