Farbdrucker drucken heimlich Spionage-Code auf Dokumente
Dass fast alle Farbdrucker bei jedem Ausdruck ein fast unsichtbares, spezifisches Muster aus gelben Farbpunkten mitdrucken, ist unter Insidern ein offenes Geheimnis. Aber welcher Normalanwender weiß das schon. Der amerikanische Geheimdienst »US Secret Service« hat früher schon mal eingeräumt, dass dieses Muster zur Rückverfolgung von Farbkopien diene. Man könne so den Fälschern von Banknoten auf die Schliche kommen.
Die Branche hat’s geschluckt, und die Hersteller von Farbdrucken haben – möglicherweise auch zähneknirschend – mitgemacht. Doch was sagte der Code alles aus? Verdammt viel. Denn ein Expertenteam der Bürgerrechtler von der EFF (Electronic Frontier Foundation) glaubt nun laut dem Blog von »engadget«, dass es den Code geknackt hat. So könne anhand der Punkte der jeweilige Drucker und sein Erstverkaufsort identifiziert und unabhängig erscheinende Ausdrucke zusammengefasst werden.
»Wir haben herausgefunden, dass zumindest eine Druckerserie das Datum und die Zeit enkodiert, an dem das Dokument gedruckt wurde und die Seriennummer [in das Muster]«, erläutert EFF-Technologe Seth David Schoen. »Bis jetzt haben wir nur den Code der ‚DocuColor’-Serie von Xerox geknackt, aber wir glauben, dass andere Modelle von anderen Herstellern dieselben persönlich identifizierbaren Informationen in ihre Tracking-Punkte packen.«
EFF-Liste: Wer druckt Tracking-Dots, und wer nicht
Mittlerweile hat die EFF eine Liste veröffentlicht, welche Drucker diese Tracking-Dots drucken, und welche nicht. (Wobei jetzt noch nicht sicher ist, ob es Spionage-Code wie bei den Xerox-Geräten ist.) US-amerikanische Hersteller stehen praktische alle auf der Liste. Bei fernöstlichen Herstellern ist es durchmischt: Bei Oki und Samsung fanden sich keine Tracking-Dots, bei Konica Minolta, Epson, Brother und Kyocera dagegen schon.
Xerox habe bereits zugegeben, die gelben Punkte auf Geheiß der US-Regierung zu drucken, aber deutete an, dass nur der Secret Service sie auch auslesen könne. Der wiederum gibt an, die Punkte nur zur Aufklärung von Fälschungen zu benutzen. Aber, so die EFF, nichts hindere die Regierung, diese Informationen zu anderen Zwecken zu missbrauchen. Denkbar wäre, dass die Autoren von im Untergrund produzierten Flugblättern politischer Organisationen damit ausfindig gemacht werden könnten.
Aber die Aufklärung des Rätsels der gelben Punkte dürfte noch eine ganz andere Implikation aufwerfen, die Parallelen zum Snowden-Skandal aufzeigt: Die US-Regierung trifft im Verborgenen Abmachungen mit US-Unternehmen, die die Privatsphäre schwächen. »Die nächste Frage ist: Welche anderen Deals wurden abgeschlossen, um sicher zu stellen, dass unsere Technik uns ausschnüffelt?«, fragt Schoen.
2008er Video über die Entdeckung der Tracking-Dots
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