Analyse von McKinsey und Bitkom zu Smart Government

Smart-Governement-Beispiel: Fischereikontrolle geschieht auch mit moderner IT (Bild: BLE)

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Smart-Governement-Beispiel: Fischereikontrolle geschieht auch mit moderner IT (Bild: BLE)

Obwohl in Deutschland bereits jährlich 22 Millionen Steuererklärungen elektronisch per ELSTER erfolgen, gibt es hierzulande noch viel Potenzial für Smart-Government-Anwendungen. Wo dieses konkret liegt, zeigt eine gemeinsame Analyse der Unternehmensberatung McKinsey & Company und des IT-Branchenverbands Bitkom, die hierzu unter anderem zehn internationale Fallbeispiele untersucht.

Das große Potenzial für Deutschlands Verwaltungen erklärt sich der Analyse zufolge aus drei Trends: Immer mehr und immer vielfältigere Daten können gesammelt werden. Gleichzeitig sinken die Kosten für das Speichern und Auswerten der erhobenen Daten. Und schließlich bieten Fortschritte im Bereich der Statistik und künstlichen Intelligenz (KI) immer bessere Möglichkeiten zur Datenanalyse.

Zehn internationale Fallbeispiele im Behördenbereich

Die zehn Fallbeispiele, die analysiert wurden, bedienen sich dieser Trends: In Dänemark können Bürger vorausgefüllte Formulare auf einem zentralen Online-Portal für Verwaltungsdienstleistungen nutzen. Die Stadt Los Angeles hat die Verkehrssicherheit von Schülern durch die gezielte Auswertung von Verkehrsdaten verbessert während in Frankreich Arbeitsbehörden KI-gestützte Datenanalysen nutzen, um Arbeitssuchende bei der Jobvermittlung besser zu unterstützen. In Deutschland betrachteten die Verfasser die datengestützte Fangquotenüberwachung in deutschen Gewässern.

Um die EU-Vorgabe, die Regeln zur Fischereikontrolle und die Einhaltung der Fischereifangquoten konsequenter als in der Vergangenheit umzusetzen, wurde unter anderem ein umfassendes neues IT-System zur lückenlosen Fischereiüberwachung eingeführt. Basierend auf einer Low-Code-Plattform des Berliner Softwareunternehmens Scopeland können nun Daten aller Art gesammelt und mit Plausibilitätsprüfungen (sogenannte Cross-Checks) bearbeitet werden.

Erfolgsfaktoren und Handlungsempfehlungen

Die zehn Erfolgsbeispiele zeigen ein gemeinsames Muster rund um sieben Erfolgsfaktoren: »Wenn die Verwaltung koordiniert, nutzerorientiert und agil vorgeht, kann sie mit oft erstaunlich geringem Aufwand beeindruckende Verbesserungen erzielen«, so McKinsey-Partner Matthias Daub bei der Präsentation der Studie. Wichtig sei aber auch, offen für innovative Technologien und Partnerschaften zu sein sowie rechtliche und politische Hürden aktiv anzugehen.

Aus den Erfolgsbeispielen leiten sich nach Aussage von Daub klare Handlungsempfehlungen ab. Dazu zählt unter anderem die Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens beispielsweise durch die gesetzliche Verankerung des »Once Only«-Prinzips. Dieses regelt, dass Bürger und Unternehmen bestimmte Standardinformationen den Behörden nur noch einmal mitteilen müssen. Diese Wiedernutzung von Daten bringe eine »Datensparsamkeit« mit sich, die dem Datenschutz diene, statt ihn zu schwächen, betonte Daub.

Darüber hinaus seien Smart-Government-Anwendungen oft auf den Austausch oder die Zusammenführung von Daten über Behördengrenzen hinweg angewiesen. Deshalb müsste von der Politik der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur gezielt gefördert werden. Wichtig auch: die Etablierung einer Mentalität »Learning by doing« in Behörden: »Verschiedenste Anwendungen sollten einfach mal ausprobiert und gegebenenfalls auch wieder verworfen werden«, empfiehlt Daub. Wichtig sei hier vor allem, sich immer an den Nutzerbedürfnissen zu orientieren. Auch noch zu wenig genutzte externe Kooperationen wie mit Start-ups oder Forschungseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.