Opentext will Micro Focus übernehmen

Mark Barrenechea, CEO und CTO von Opentext, will durch die Übernahme von Micro Focus die Möglichkeiten zur digitalen Transformation erweitern (Bild: Opentext)

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Mark Barrenechea, CEO und CTO von Opentext, will durch die Übernahme von Micro Focus die Möglichkeiten zur digitalen Transformation erweitern (Bild: Opentext)

Letzte Woche gab Opentext bekannt, das britische börsennotierte Softwareunternehmen Micro Focus übernehmen zu wollen. Dafür bietet das kanadische Unternehmen 532 Pence pro Aktie, was einer Gesamtsumme von rund 6 Milliarden Dollar entspricht. Finanzieren will Opentext den Kauf durch vorhandene Barmittel, neue Schulden in Höhe von rund 4,6 Milliarden Dollar und Ausnutzung bestehender Kreditlinien, die etwa 600 Millionen Dollar ausmachen. Eigenkapital soll nicht verwendet werden. Opentext will den Kauf im vierten Kalenderquartal 2023 abschließen.

Kenngrößen von Opentext und Micro Focus

Mit einem Jahresumsatz von 2,7 Milliarden Dollar zählt Micro Focus zu den großen Softwareunternehmen weltweit. Die Produkte des Unternehmens unterstützen Unternehmen in den Bereichen Cybersicherheit, IT-Betriebsmanagement, Applikationsentwicklung sowie Kommunikation und Messaging. Micro Focus arbeitet nach eigenen Angaben mit einem Großteil der Fortune Global 500 zusammen. Der Jahresumsatz von Opentext liegt mit 3,5 Milliarden Dollar im abgelaufenen Geschäftsjahr nur etwas über dem von Micro Focus. Auch bei der Anzahl der Mitarbeitenden sind beide Unternehmen nicht allzu weit voneinander entfernt: Opentext verfügt über rund 14.800 Beschäftigte und Micro Focus über etwa 11.000.

Micro Focus vergrößert Opentext enorm

Somit liefert Micro Focus Opentext eine bedeutende Umsatz- und Betriebsgröße. »Nach Abschluss der Übernahme wird Opentext eines der größten Software- und Cloud-Unternehmen der Welt mit einem enormen Kundenstamm, globaler Reichweite und einem umfassenden Marktzugang sein«, erklärt Mark J. Barrenechea, CEO und CTO von Opentext. Der adressierbare Markt vergrößert sich nach Ansicht von Opentext mit Micro Focus von 92 Milliarden Dollar auf 170 Milliarden Dollar.

Historische Entwicklung von Opentext

Das Kerngeschäft von Opentext war von Anfang an der Bereich Enterprise Content beziehungsweise Enterprise Information Management (ECM/EIM). Mit dem Kauf von Ixos 2005 startete eine enge Zusammenarbeit mit SAP, um Dokumente aus dem ERP-Bereich rechtskonform aufzubewahren und Prozesse systemübergreifend zu digitalisieren. Immer wieder kaufte Opentext Unternehmen hinzu, um ergänzende Produkte in das eigene Portfolio zu integrieren. Etwas anders verlief 2016 der Kauf der ECM-Lösung »Documentum«, die als eigenständige Lösung weiterentwickelt und mit bestehenden Opentext-Lösungen verknüpft wird. Documentum hat eine große Kundenbasis in aus regulatorischer Sicht sensitiven Bereichen wie dem medizinischen und pharmazeutischen Sektor. 2017 erfolgte mit Kauf von Covisint ebenfalls eine strategisch wichtige Akquisition. Für Opentext bedeutete der Erwerb eines Lieferanten-Portals den Einstieg in den Lieferkettenbereich. In den vergangenen Jahren hat sich Opentext mit Unternehmenskäufen im Security-Bereich wie Carbonite, Guidance Software und Zix auch hier ein Standbein geschaffen.

Der Kauf von Micro Focus wird Opentext noch einmal breiter aufstellen und einzelne Gebiete wie den Security-Sektor ergänzen. Barrenecheas Vision lautet, damit in einer immer komplexer werdenden Welt ganzheitliche Digitalisierungslösungen für Unternehmen bieten zu können. Sie sollen helfen Herausforderungen wie geopolitische Krisen, Pandemien, Lieferkettenprobleme und Klimawandel besser zu bewältigen.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.