Gartner bringt Magic Quadrant für Digital Experience Platforms

Gartner Magic Quadrant für Digital Experience Platforms (Bild: Gartner)

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Gartner Magic Quadrant für Digital Experience Platforms (Bild: Gartner)

Im Bericht zum »Magic Quadrant für Digital Experience Platforms 2019« definiert Gartner eine Digital Experience Platform (DXP) als integriertes Set an Technologien, das die Erstellung, das Management, die Realisierung und die Optimierung von kontextbezogenen digitalen Erlebnissen unterstützt. Digitale Erlebnisse sind sowohl im BtB- als auch im BtC-Bereich relevant und adressieren alle möglichen Interessensgruppen wie Kunden, Partner, Mitarbeiter und Bürger.

Den DXP-Markt sieht Gartner als noch stark in der Entwicklung begriffen und relativ unreif mit unterschiedlichsten Begriffsdefinitionen, Produktangeboten und Herstelleransätzen. Laut Gartner fungiert eine DXP als zentrale Plattform in einer komplexen, weitläufigen und vernetzten Technologielandschaft. Darüber hinaus bieten DXPs Funktionen zur Gestaltung und Orchestrierung von Erlebnissen sowie für deren Verwaltung und Bereitstellung, ergänzt durch Analysen und Kundendatenmanagement. Viele DXPs integrieren auch Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen (ML) in ihre Produkte. Der Multichannel-Support bleibt über alle Kanäle hinweg von entscheidender Bedeutung, sowohl im Mainstream (Web, Mobile Web) als auch in neuartigen Kanälen (IoT, VR/AR, Wearables, Conversational und Immersive etc.).

Den DXP-Funktionsumfang teilt das Analystenhaus nach drei Kriterien auf: Kundenerlebnis umfasst dabei Themen wie den Inhaltsaustausch, Suche und Navigation, Zusammenarbeit und Wissensmanagement sowie digital commerce. Unter DXP Management sieht Gartner beispielsweise Content Management, Personalisierung, analytische Fähigkeiten und Workflow Management. Unter dem dritten Gebiet Plattform und Architektur sammeln sich Themen wie Multichannel-Fähigkeit, Kundendaten-Management, Cloud-Fähigkeit und die Unterstützung von verschiedenen Sprachen und Standorten.

Viele DXP-Produkt- und Serviceangebote haben ihren ursprünglichen Hintergrund im Bereich von Portalen und Web Content Management. Ihre Weiterentwicklung zu DXP-Lösungen sei laut Gartner notwendig, um die Zusammenarbeit und Integration aneinandergrenzender Technologien zu fördern, die dazu beitragen, ein digitales Erlebnis zu ermöglichen.

Einzelbetrachtungen verschiedener DXP-Anbieter

Bei Acquia lobt Gartner sowohl die große Open-Source-Community für das zugrundeliegende Drupal WCM-System als auch das wachsende Partnernetzwerk, das der Hersteller selbst gut unterstützt. Der »Acquia Experience Cloud« bescheinigt das Markforschungsunternehmen einen großen Funktionsumfang, um vor allem BtC-Anwendungsfälle und vereinzelt auch BtB sowie BtE zu unterstützen. Etwas bemängelt werden von Anwenderseite das verwirrende Kostenmodell und die unübersichtlichen Produktbezeichnungen. Die Preise für Cloud-Hosting werden relativ hoch wahrgenommen.

Die »Adobe Experience Cloud« von Adobe liefert laut Gartner ein umfassendes Set für Digital Experience Management inklusive Content Management, Personalisierung, Künstliche Intelligenz und Analytics. Allerdings benötigen Kunden auch viele verschiedene Produkte aus diesem komplexen Set, um erfolgreiche Lösungen zu kreieren. Einige der gebotenen Einzellösungen stammen aus Zukäufen und sind noch nicht vollständig integriert, so dass Kunden auf eigene Kosten für ihre Integration sorgen müssen. Adobe wird mit Hilfe eines guten Partnernetzwerks eine fokussierte Strategie bescheinigt, um Digital-Experience-getriebenes Geschäft voranzubringen. Außerdem bemüht sich Adobe gemeinsam mit SAP und Microsoft in der Open Data Initiative im Hinblick auf Standardisierungen.

Nicht-technische Anwender loben laut Gartner die klare und intuitive Benutzeroberfläche von »CoreMedia Content Cloud« von Coremedia, das vor allem für BtC-Anwendungsfälle viele Möglichkeiten bietet. Die Veränderung vom klassischen Web Content Management zu einem DXP-System heben die Marktforscher ebenso positiv hervor wie den Integration Hub. Dieser bietet vorgefertigte Konnektoren zu Drittsystemen wie Digital Commerce Systemen von SAP, IBM und Salesforce. Etwas kritisch sieht Gartner die eng gefassten vertikalen Zielgruppen, die schwache internationale Präsenz des deutschen Anbieters und die Cloud-Fähigkeit. Während Neukunden Cloud-Optionen geboten bekommen, warten Bestandskunden auf entsprechende Migrationsmöglichkeiten.

Mit seinem DXP-Angebot, das eine Kombination des »IBM Digital Experience Manager« und des »Watson Content Hub« darstellt, ist IBM ist im aktuellen Gartner-Quadranten noch sehr gut positioniert. Allerdings hat IBM nun angekündigt, »WebSphere Portal« und »Web Content Manager«, die Bestandteile des IBM Digital Experience Manager sind, an HCL Technologies zu verkaufen. Welche Auswirkungen dies auf die Produktpalette und die Kunden haben wird, lässt sich noch nicht richtig absehen.

Zu den Stärken von Liferay DXP zählt Gartner die architektonische Flexibilität, die es gestattet, kundenspezifische Erfahrungen zu realisieren, und externe Applikationen anzubinden. Kunden profitieren von der aktiven Open Source Community, die immer wieder zu Produktverbesserungen beiträgt und Ideen für verschiedene Anwendungsfälle liefert. Techniker in den Unternehmen loben die Unterstützung durch User Communities und den technischen Support. Als neu und bislang wenig erprobt erachtet Gartner »Liferay DXP Cloud«, das als PaaS bislang nur auf AWS verfügbar ist. Außerdem stufen die Marktforscher Liferays WCM-Fähigkeiten im Vergleich zu denen von Wettbewerbern gerade für BtC-Anwendungen als nicht so ausgereift ein. Darüber hinaus mangelt es noch an Fähigkeiten bezüglich KI und Kundendatenmanagement sowie einem ganzheitlichen Multichannel-Management.

Laut Gartner liefert OpenText reichhaltige Fähigkeiten, um digitale Erfahrungen für Konsumenten, Partner, Mitarbeiter und bei prozessorientierten Szenarien zu realisieren. Aber auch hier sind viele Funktionen über Aufkäufe hinzugekommen, die noch nicht gut integriert wurden. Einige Kunden benötigen daher zusätzliche Service-Unterstützung, um Implementierungen und/oder Upgrades durchzuführen. Positiv bewertet Gartner explizit die WCM-Komponente »TeamSite« und die Lösung für Digital Asset Management in der anspruchsvollen Medienbranche.

About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.