Published On: 29. Juli 2024Von

Bei Cloud-Ausfall richtig reagieren

Vier von zehn Unternehmen berichten laut einer Befragung des ITK-Verbands Bitkom von Cloud-Ausfällen. Um einen möglichen Schaden zu minimieren, sollte es einen – wie hier vorgestellten – Notfallplan geben.

Erfahrungen mit Cloud-Ausfällen (Bild: Bitkom)

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Erfahrungen mit Cloud-Ausfällen (Bild: Bitkom)

Vorteile von Cloud-Software

Softwarenutzung aus der Cloud beziehungsweise Software as a Service (SaaS) ist ein Riesentrend. 81 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen aktuell Cloud Computing. Unternehmen sparen sich so, selbst für Implementierung, Updates und den Betrieb zu sorgen. Aber ein hundertprozentig störungsfreier Betrieb ist auch damit nicht garantiert. Im Fehlerfall droht kein Zugriff auf gespeicherte Dateien, ein stummer Unternehmens-Chat oder KI-Tools, die plötzlich nicht genutzt werden können.

Erfahrungen mit Cloud-Störungen

Wenn der Cloud-Dienstleister eine Störung hat, steht die Unternehmens-IT oft still. Es berichten vier von zehn Unternehmen (39 Prozent) von einzelnen Ausfällen in den vergangenen zwölf Monaten. 55 Prozent hatten demgegenüber keinerlei Probleme, sechs Prozent wissen es nicht genau oder wollen keine Angabe machen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 603 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. »Cloud-Anbieter können ihre Infrastruktur in aller Regel sehr viel ausfallsicherer gestalten als dies die IT-Abteilungen einzelner Unternehmen können. Die Zuverlässigkeit vieler Cloud-Angebote reicht nahe an 100 Prozent«, sagt Lukas Klingholz, Cloud-Experte beim Bitkom. »Für den Fall der Fälle sollte man aber im Rahmen einer Cloud-Strategie Vorkehrungen treffen.«

Reaktionen nach Cloud-Störungen

Praktisch alle Unternehmen, die von Cloud-Störungen betroffen waren (99 Prozent), haben danach einen Notfallplan erstellt. Fast die Hälfte (48 Prozent) haben ihre Cloud-Verträge nachverhandelt, etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) haben in der Folge auf Multi-Cloud umgestellt und so zusätzliche Cloud-Infrastruktur verfügbar gemacht. Dabei werden Cloud-Dienste von unterschiedlichen Anbietern bezogen. Ein Zehntel der Betroffenen (10 Prozent) hat im Anschluss den Cloud-Anbieter gewechselt.

Möglicher Notfallplan bei Cloud-Problemen

Im Fall der Fälle minimiert ein Notfallplan für den Ausfall von Cloud-Diensten die Verluste für Unternehmen. Um einen effektiven Notfallplan für SaaS- und Cloud-basierte Business-Software zu erstellen, sollten Unternehmen folgende Schritte berücksichtigen:

  • 1

    Risikobewertung durchführen: Identifizieren Sie kritische Geschäftsprozesse, die von SaaS-Anwendungen abhängen, und bewerten Sie die potenziellen Auswirkungen von Ausfällen. Priorisieren Sie die Risiken und konzentrieren Sie sich auf die wichtigsten Anwendungen und Daten.

  • 2

    Recovery Time Objective (RTO) und Recovery Point Objective (RPO) definieren: Legen Sie fest, wie schnell Systeme wiederhergestellt werden müssen (RTO) und wie viel Datenverlust akzeptabel ist (RPO). Diese Ziele helfen bei der Planung geeigneter Backup- und Wiederherstellungsstrategien.

  • 3

    Backup-Strategie entwickeln: Implementieren Sie regelmäßige Backups Ihrer SaaS-Daten, idealerweise mit einer Lösung eines Drittanbieters. Stellen Sie sicher, dass Backups außerhalb der primären Cloud-Umgebung gespeichert werden.

  • 4

    Alternative Zugriffsoptionen planen: Bereiten Sie Möglichkeiten vor, wie Mitarbeiter im Falle eines Cloud-Ausfalls auf wichtige Daten und Funktionen zugreifen können. Dies könnte lokale Kopien kritischer Daten oder alternative Cloud-Dienste umfassen.

  • 5

    Kommunikationsplan erstellen: Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten und Kommunikationswege für den Notfall. Legen Sie fest, wer im Falle eines Ausfalls zu benachrichtigen ist und wie die Kommunikation mit Kunden und Partnern erfolgen soll.

  • 6

    Notfallwiederherstellungsverfahren dokumentieren: Erstellen Sie detaillierte Anweisungen für die Wiederherstellung von Daten und Diensten. Dazu gehören Schritte zum Zugriff auf Backups, zur Wiederherstellung von Systemen und zur Überprüfung der Datenintegrität.

  • 7

    Regelmäßige Tests und Aktualisierungen durchführen: Testen Sie den Notfallplan regelmäßig, um sicherzustellen, dass er funktioniert und alle beteiligten Mitarbeiter mit den Verfahren vertraut sind. Aktualisieren Sie den Plan bei Änderungen in der IT-Infrastruktur oder den Geschäftsprozessen.

  • 8

    Vertragliche Vereinbarungen prüfen: Überprüfen Sie die Service Level Agreements (SLAs) mit Ihren SaaS-Anbietern und stellen Sie sicher, dass sie angemessene Garantien für Verfügbarkeit und Datenschutz bieten.

  • 9

    Software Escrow in Betracht ziehen: Erwägen Sie für kritische Anwendungen die Nutzung von Software Escrow-Diensten, die den Zugriff auf den Quellcode sicherstellen, falls der SaaS-Anbieter ausfällt. Software-Escrow bezeichnet ein Verfahren zur treuhänderischen Hinterlegung des Quellcodes einer Software bei einem neutralen Dritten, dem sogenannten Escrow-Agenten.

  • 10

    Schulung der Mitarbeiter: Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Mitarbeiter mit dem Notfallplan vertraut sind und wissen, wie sie im Falle eines Ausfalls reagieren müssen.

  • 11

    Kosten-Nutzen-Analyse durchführen: Bewerten Sie die Kosten von Ausfallzeiten und Datenverlusten im Verhältnis zu den Investitionen in Notfallmaßnahmen, um eine angemessene Balance zu finden.

Empfehlenswert ist, die Verantwortung für Datensicherheit und Verfügbarkeit zwischen dem Cloud-Anbieter und dem Unternehmen zu teilen. Doch prinzipiell trägt das Unternehmen die Hauptverantwortung für den Schutz seiner Daten und die Gewährleistung der Geschäftskontinuität.

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About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.
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