Published On: 10. März 2025Von

Klimapositive MPS – nachgefragt bei Martin Steyer

Das Interesse für nachhaltiges Drucken ist groß, mehr dafür ausgeben, wollen aber nur 10 bis 15 Prozent. Wir sprachen mit Martin Steyer, Vorstandsvorsitzender der printvision AG,  über die Bilanz eines klimapositiven MPS-Vertragsangebot seines Unternehmens.

Martin Steyer, Vorstandsvorsitzender printvision

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Martin Steyer, Vorstandsvorsitzender printvision, will das klimapositive MPS-Angebot weiter ausbauen (Bild: printvision)

MPS mit Nachweis für Nachhaltigkeit

Im Sommer vergangenen Jahres stellte printvision mit »green contract« einen klimapositiven Managed-Print-Services-(MPS-) Vertrag vor. Dieser kann Unternehmen einen Nachweis für Nachhaltigkeit liefern. Im Einsatz sind dabei Tintenstrahldrucker von Epson.

Mit Hilfe externer Auditoren hat printvision für den Nachweis die gesamte Wertschöpfungskette und den damit verbundenen CO2-Ausstoß unter die Lupe genommen. Darunter fallen Produktionsbedingungen, Verpackung, Transport, Betrieb und Entsorgung. Darüber hinaus sorgt printvision für die Rücknahme der Verbrauchsmaterialien, eine elektronische Vertragsabwicklung und den Service mit Elektrofahrzeugen.

Interview mit printvision-Vorstandsvorsitzenden Martin Steyer

Wir sprachen mit Martin Steyer, Vorstandsvorsitzender der printvision AG, wie das Angebot von den Kunden angenommen wird:

Welche Bilanz ziehen Sie zu Ihrem Angebot eines klimapositiven MPS-Vertrags , der im Sommer vergangenen Jahres vorgestellt wurde?

Martin Steyer: Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden. So konnten wir eine Vielzahl von Kunden gewinnen, die ansonsten nicht auf uns aufmerksam geworden wären. Das Kundenspektrum ist recht breit gestreut: Neben dem Fachverband Biogas, der von Beginn an mit dabei war, zählen nun beispielsweise auch das Landratsamt und das BRK zu den Kunden von green contract. Sogar unser Steuerberater nutzt dieses Konzept.

Haben Sie das Angebot inzwischen erweitert beziehungsweise verändert oder planen Sie dies? 

Steyer: Ja, wir planen das Konzept auch auf andere Hersteller zu erweitern. Dennoch passt das Ganze aufgrund der Tintenstrahltechnologie am besten auf Epson.

Tintenstrahltechnik ist klimafreundlich

Warum passt es am besten zu Tintenstrahltechnologie?

Steyer: Tintenstrahlgeräte benötigen für den Druck drastisch weniger Energie, erzeugen keinen Feinstaub und verursachen weniger Müll, da die Tintenpatronen im Verhältnis zum Toner sehr klein sind. Außerdem entfallen Komponenten wie Fixierung und Fotoleiter.

Aus welchen Gründen interessieren sich Unternehmen für Ihren klimapositiven MPS-Vertrag?

Steyer: Wir sprechen damit nicht den typischen Einkäufer oder IT-ler an, sondern die Umweltbeauftragten in den Unternehmen. Diese sind dem Thema sehr aufgeschlossen. Große Unternehmen sind auch verpflichtet, ein ÖKO Audit vorzunehmen. Mit unserem Konzept können sie dieses verbessern.

Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Praxis

Wie wichtig ist Unternehmenskunden das Thema Nachhaltigkeit beim Drucken generell?

Steyer: Grundsätzlich haben mehr als die Hälfte der Unternehmen am Thema Nachhaltigkeit Interesse. Wenn es jedoch darum geht, dafür auch mehr zu bezahlen, bleiben vielleicht 10 bis 15 Prozent übrig. Wir gehen aber davon aus, dass das Thema Nachhaltigkeit weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Welche Veränderungen gibt es bei der Einstellung dem Thema gegenüber auf Kundenseite?

Steyer: Grundsätzlich nimmt das Interesse zu. Aber aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse steht das Thema Umwelt leider häufig zurück.

Gehen die Hersteller von Druckgeräten ausreichend auf das Thema ein?

Steyer: Es wird schon einiges getan. Jedoch kommen die Infos bei uns und unseren Kunden häufig nicht ausreichend an. Aber fast alle Hersteller haben das Thema für sich entdeckt und fahren entsprechende Programme. Im Bereich der Wiederaufbereitung gibt es allerdings noch einiges zu tun.

Weitere Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit

Was können Sie als MPS-Dienstleister zum Thema Nachhaltigkeit beitragen?

Steyer: Wir wollen hier mit guten Beispiel voran gehen und haben deshalb bereits seit Jahren viele nachhaltige Maßnahmen umgesetzt. So nutzen wir ein Niedrigenergie- Holzständer-Gebäude und eine Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen. Außerdem betreiben wir auf 320 Quadratmetern eine Photovoltaikanlage. 60 Prozent des Fuhrparks beziehungsweise 25 Fahrzeuge sind elektrisch. Unsere Vertragsabwicklung ist vollständig digital. Wir setzen Ersatzteile und Toner von Geräterückläufern wieder erneut ein. Und unser Unternehmen ist als erstes in unserer Branche EMAS Zertifiziert

Worauf müssen die Kunden selbst achten, wenn sie nachhaltiges Drucken realisieren wollen?

Steyer: Kunden sollten zum Beispiel Konfigurationsmöglichkeiten wie Duplex-Betrieb, Druckregeln, Tonerspar- und Energiesparmodus nutzen.

Vernachlässigte MPS-Auswahlkriterien

Welche Themen werden von Kunden häufig vernachlässigt, wenn es um die Auswahl eines MPS-Dienstleisters geht?

Steyer: Häufig wird nur auf den Preis geschaut. Die Regionalität und das soziale Verhalten gehen dabei unter. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter sollte auch eine Rolle spielen, denn viele reagieren auf das Thema Feinstaub recht sensibel.

Wie werden Sicherheitskonzepte in das MPS-Konzept integriert?

Steyer: 90 Prozent aller MPS Verträge sind mit einem Sicherheitskonzept ausgestattet. Zum einen mit Software zum vertraulichen Druck und zum anderen mit dem Einstellen aller relevanten Parameter in den Systemen.

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About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.
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