Print Transformation: Kopf-an-Kopf-Rennen der Drucker-Firmen

Das »Worldwide Print Transformation 2023 Vendor Assessment« von IDC bescheinigt dem Markt einen hohen Reifegrad. Bewegung gibt es wenig – für Kunden ist die scharfe Konkurrenz aber ein Segen.

Im »Worldwide Print Transformation 2023 Vendor Assessment« sind die Anbieter noch einmal enger zusammengerückt.

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Im »Worldwide Print Transformation 2023 Vendor Assessment« sind die Anbieter noch einmal enger zusammengerückt.

Sicht von IDC auf den Markt für »Print Transformation«

IDC hat mit dem »Worldwide Print Transformation 2023 Vendor Assessment« seine aktuellste Bewertung des Marktsegments vorgelegt, dass früher einmal einfach »Drucken« oder später dann »Output Management« hieß. Die dafür bekannten Hersteller haben sich allerdings in den vergangenen Jahren überwiegend mit Software und Services verstärkt – sei es durch Übernahmen oder durch Kooperationen.

Das war auch wichtig. Denn wie die aktuellen IDC-Zahlen zum Markt für Drucker und MFPs zeigen (für das zweite Quartal 2023) geht der Markt insgesamt und weltweit weiter zurück: Im Jahresvergleich gemessen an Stückzahlen um 11,7 Prozent. Ursache dafür ist hauptsächlich die gesunkene Nachfrage nach A4-Geräten (bei Verbrauchern und Firmen). Allerdings prognostiziert IDC kurzfristig eine Erholung im Business-Bereich, hier jedoch in erster Linie bei A3-Geräten. Die wiederum sind in der Regel Teil einer firmenweiten Druck- und Digitalisierungsstrategie – womit sich der Kreis zu den »Print Transformation«-Anbietern schließt.

Brother und Epson rücken auf

Interessant ist, dass Epson und Brother, die laut IDC im insgesamt rückläufigen Druckermarkt aktuell Zuwächse verzeichnen und dadurch Marktanteile gewinnen, bei »Print Transformation« noch mit am meisten Nachholbedarf haben. Offensichtlich haben sich die beiden Anbieter in den Marktsegmenten, die andere auf der Suche nach der großen, übergreifenden Lösung vernachlässigt haben, ganz gut eingerichtet.

Der Markt aus Sicht von IDC im Jahr 2020. Auch hier steht die Größe der Punkte für den Umsatz. Bei der qualitativen Bewertung waren die Lücken damals noch größer.

Der Markt aus Sicht von IDC im Jahr 2020. Auch hier steht die Größe der Punkte für den Umsatz. Bei der qualitativen Bewertung waren die Lücken damals noch größer.

Dass sie den Trend dennoch nicht komplett verschlafen haben zeigt sich daran, dass IDC auch sie inzwischen als »Major Player« im Marktsegment Print Transformation sieht. 2020 wurden beide noch als »Herausforderer« geführt. 2023 haben sie nun Toshiba eingeholt und zu Kyocera Document Solutions, Sharp und Canon aufgeschlossen. Das ist bemerkenswert, weil auch die sich in der  Einschätzung von IDC überwiegend ebenfalls verbessert haben – also in der Grafik weiter nach rechts oben gerutscht sind. Lediglich bei Canon gefällt IDC die Strategie zwar etwas besser, sehen die Analysten im Vergleich zu 2020 aber Einbußen bei der Fähigkeit, die auch umzusetzen.

Enges Feld belegt reifen Markt

Damit gibt es in dem Marktsegment weder »Herausforderer« noch »Teilnehmer« – die beiden schlechter bewerteten Kategorien -, sondern nur wichtige Anbieter und »Leader«. Das zeigt auch die Reife des Marktes, in dem alle Anbieter schließlich schon seit Jahrzehnten aktiv sind.

Dementsprechend liegt auch das Feld der »Leader« recht nah beieinander. In diese Kategeorie aufgerückt ist Xerox, knapp die Nase vorne hat HP. Der Drucker-Primus lag 2020 noch hinter der Doppelspitze Konica-Minolta und Ricoh, 2023 hat er sich an beiden gerade so vorbeigeschoben. Lexmark hat sich ebenfalls verbessert, ist im Spitzen-Quintett aber derjenige, mit dem geringsten Umsatzvolumen.

Kunden profitieren vom Wettbewerb

So bedenklich der Rückgang des klassischen Druckermarktes für viele etablierte Hersteller ist, so groß sind die Hoffnungen, sich mit Digitalisierung und mehr Serviceangeboten vom Hardware-Geschäft lösen zu können, in dem vor allem Verbrauchsmaterial gute Margen verspricht – wobei dieses Versprechen durch die zunehmende Digitalisierung von Geschäftsprozesse bedroht ist. Zwar werden Drucker und MFPs immer noch gebraucht, einer aktuellen Umfrage des Bitkom zufolge arbeitet aber bereits jedes achte Unternehmen in Deutschland papierlos. Bei  weiteren 28 Prozent sind nur noch etwa ein Viertel der Prozesse papierbasiert.

Auch wenn Drucker und Scanner nicht so schnell aus den Firmen verschwinden werden, reduziert sich doch ihre Nutzungshäufigkeit. Über die inzwischen breit etablierten Managed Print Services ist die Kostentransparenz hoch, die Anbieter müssen sich Mehrwerte einfallen lassen – und stehen in einem scharfen Wettbewerb zueinander. Wie die IDC-Bewertung zeigt, haben Kunden in allen Segmenten eine breite Auswahl an nahezu gleichwertigen Angeboten. Dass erleichtert es ihnen, gleichwertige Angebote einzuholen und sich am Preis zu orientieren. Ganz auf die weltweite Analyse verlasen sollten sie sich wie üblich in Deutschland jedoch nicht – schließlich spielen regionale Besonderheiten immer noch eine wichtige Rolle.

About the Author: Peter Marwan