Published On: 10. Dezember 2025Von

M&A Rückblick 2025: Investoren treiben ECM voran

2025 zeigt sich bei vielen Übernahmen, dass verschiedene Finanzinvestoren aktiv neue Unternehmensgruppen formen. Das starke investorenseitige Interesse unterstreicht zugleich die wachsende strategische Bedeutung von ECM-Technologien.

Auffällig viele Venture-Capital-Firmen interessieren sich für ECM (Bild: A.Stadler/ChatGPT)

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Auffällig viele Venture-Capital-Firmen interessieren sich für ECM (Bild: A.Stadler/ChatGPT)

Hohes ECM-Interesse von Finanzinvestoren

Auch im Jahr 2025 prägten zahlreiche Fusionen und Übernahmen die ECM- und Content-Services-Branche. Auffällig ist dabei die zunehmende Rolle finanzieller Investoren, die über gezielte Akquisitionen daran arbeiten, umfassende Unternehmensgruppen aufzubauen und deren Marktposition strategisch zu stärken.

Conrizon wächst mit Portal Systems

Nachdem das Venture Capital Unternehmen Battery Ventures 2020 bei Easy Software eingestiegen ist, entstand aus dieser und der im November 2023 übernommenen Proxess die Conrizon AG als Holding für ECM-Unternehmen. Unter dem Dach von Conrizon sollen sich laut Unternehmensangaben weitere Lösungen und Unternehmen aus dem ECM-Sektor vereinen. Mit Portal Systems aus Hamburg ist im Januar 2025 dann das erste weitere hinzugekommen. Über die Marke Shareflex bietet Portal Systems mehr als 300 Kunden Lösungen für Dokumentenmanagement auf Basis von Microsoft 365.

MACH wächst im E-Government

Bei Conrizon ist ebenso wie bei der MACH AG geplant, zusätzliche Akquisitionen zu tätigen. Hinter dem mittelständischen Anbieter für E-Government-Lösungen in Deutschland Mach steht der niederländische Investor Main Capital Partners. Zwar hat Mach 2025 kein neues Unternehmen hinzugekauft, aber Schritte unternommen, um bereits akquirierte Firmen unter dem MACH-Schirm zu konsolidieren. Im Juni kündigte das Unternehmen an, dass die vormals eigenständigen Schwestern MACH AG, MACH Finanzplus GmbH, MACH ProForms GmbH und mps public solutions gmbh in einem gemeinsamen Unternehmen aufgehen. Die zusammengeführten Unternehmen sind aus verschiedenen Akquisitionen in den vergangenen gewachsen: Data-Plan kam 2021 zur Unternehmensgruppe hinzu, während Form-Solutions Anfang 2022 integriert wurde. bildbau erweiterte den Unternehmensverbund im Sommer 2023. mps public solutions gmbh kam im Herbst 2024 durch einen Zukauf hinzu. Nun gibt es keine unterschiedlichen Unternehmensnamen mehr, dafür aber die Produktmarken MACH meinERP, MACH finanzplus, MACH formsolutions, MACH progranta und MACH mps.

dataglobal und VIMATA fusionieren

Ende September kam es zur Fusion der beiden bereits geformten Unternehmensgruppen dataglobal group und VIMATA Group, die den gemeinsamen Investor Elvaston vorweisen. Sowohl hinter dataglobal group als auch hinter VIMATA Group stecken eine Reihe von Einzelfirmen aus verschiedenen Softwaresparten. So ist in die dataglobal Group der einstige ECM-Hersteller windream und vykon eingeflossen. Die Vimata Group ist ursprünglich aus den Firmen Step Ahead, Godesys und Informing entstanden und hatte SaaS- und Cloud-basierte ERP-Systeme im Angebot. Zu Vimata kamen auch der HR-Softwareanbieter perbit und der Hersteller von Zeiterfassungslösungen GeCOSoft hinzu.

Nicolas Schwarzpaul, CEO dataglobal

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Nicolas Schwarzpaul ist CEO des fusionierten Unternehmens aus dataglobal group und VIMATA Group (Bild: dataglobal Group)

Unter einem Dach vereinen sich nun die Marken perbit, vysoft und GeCOSoft sowie die Dokumenten- und Workflow-Lösungen von windream und dataglobal. Ziel der Gruppe ist es, daraus eine neue Generation von HR-Software zu gestalten. Sie soll sämtliche mitarbeiterrelevanten Prozesse bündeln und sich an die individuellen Prozesse des Unternehmens anpassen lassen – von Human Capital Management über Ressourcenplanung, mit Desk-Sharing oder Raum-Management, bis hin zur industrietauglichen Zeitwirtschaft. Basis bilden die Kombination aus den ursprünglichen Dokumentenmanagement-Systemen windream und dg archive von dataglobal.

Procilon verstärkt sich bei E-Signaturen

Main Capital Partners steht auch hinter der Procilon Group – Anbieter von Sicherheitssoftware, elektronischen Signaturen und Archivierungslösungen. Procilon hat im Sommer POS Solutions übernommen, die ebenfalls Signaturlösungen im Angebot hat und Produkte für digitales Onboarding und Online-Identifikation bietet. Während Procilon hauptsächlich in Deutschland und der Schweiz aktiv ist, hat POS eine starke Marktstellung in Österreich. Weitere Akquisitionen sollen aufgrund einer ausgerufenen Buy-and-Build-Strategie von Procilon folgen.

MSP-Provider Nobix wächst

Gestützt durch den Mehrteilseigner Liberta Partners befindet sich auch der Managed Service Provider Nobix auf Wachstums- und Akquisitionskurs, der im Sommer mit der Übernahme der Rustler Bürosysteme in München fortgesetzt wurde. Da das ebenfalls zur NOBIX Group gehörende Systemhaus Bissinger und Digital Mountain in der bayerischen Landeshauptstadt beheimatet sind, vergrößert sich hier die regionale Marktpräsenz. Dies soll zu Synergieeffekten auf vertrieblicher, technischer und administrativer Ebene führen.

2022 entstand die Nobix Group aus dem Zusammenschluss der Kemmler Kopier Systeme GmbH in Kaiserslautern und der Bissinger Unternehmensgruppe, die Liberta Partners in diesem Jahr übernommen hatte. Über die nächsten zwei Jahre folgten die Druck-Los GmbH in Stuttgart und die KUHN IT in Welzheim. Neben Rustler Bürosysteme akquirierte Nobix in diesem Jahr bereits Digital Mountain, BrainGuards und Huth Communication. Die Gruppe beschäftigt rund 240 Mitarbeitende an acht Standorten in Süddeutschland.

SER Group übernimmt Metaforce

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SER Group übernimmt schwedischen Anbieter Metaforce (Bild: SER Group)

SER Group übernimmt drei europäische Anbieter

Mit drei hinzugekauften Unternehmen hat auch der international agierende ECM-Hersteller SER Group aus Bonn in diesem Jahr zugeschlagen. Ermöglicht haben diese Einkaufstour nicht zuletzt die Mittel des Finanzinvestors TA Associactes, der 2024 in das bereits von Carlyle mitgehaltene Unternehmen eingestiegen ist.

Im Frühjahr hatte SER mit AFI Solutions und Klippa bereits zwei Akquisitionen bekannt gegeben. AFI Solutions aus Stuttgart ist auf die Digitalisierung und Optimierung dokumentenbasierter Prozesse in SAP spezialisiert. Der Anbieter verfügt über ein Team von mehr als 100 SAP-Experten, die Kunden wie Metabo und ING-Diba bedienen.

Klippa stammt aus den Niederlanden und hat sich seit seiner Gründung 2015 als niederländisches Intelligent Document Processing (IDP) Unternehmen etabliert. Die Übernahme erfolgte vor dem Hintergrund steigender Kundennachfrage nach intelligenten Dokumentenverarbeitungslösungen, die papierbasierte Arbeitsabläufe eliminieren und geschäftskritische Prozesse kosteneffizient modernisieren.

Vor kurzem wurde schließlich die Übernahme des schwedischen Spezialisten für  Customer Communication Management (CCM) und Customer Experience Management (CXM) Metaforce angekündigt. Funktionen zur Dokumenterstellung von Metaforce sollen die KI-gestützte Enterprise-Content-Management-Plattform »Doxis« von SER ergänzen und Kunden die volle Kontrolle über den gesamten Content-Lebenszyklus geben.

Xerox schließt Lexmark-Übernahme ab

Während viele Akquisitionen im ECM- und Softwareumfeld mit Wachstumsstrategien verbunden sind, ist dies in der Druckerbranche nicht der Fall. Hier spielt sich gerade eine Konsolidierung ab, für die auch der Mitte des Jahres abgeschlossene Merger zwischen Xerox und Lexmark steht. Xerox war bereits vor der Übernahme der größte OEM-Partner von Lexmark im A4-Drucksegment – einem wichtigen Markt für Lexmark, dass mit sieben der zehn führenden Anbieter von A4-Geräten kooperiert. Gut aufgestellt sind beide Unternehmen im Wachstumssegment Managed Print Services, wo Xerox die Nase etwas vor Lexmark haben dürfte.

Durst Group stärkt Software-Bereich mit Callas

Eine kleinere Übernahme gab es in der Druckbranche im Frühjahr mit dem Kauf von Callas Software durch den Hersteller digitaler Druck- und Produktionstechnologien Durst Group aus Südtirol. Mit der Akquisition verstärkt die Durst Group ihre Softwarestrategie und setzt auf Offenheit und Vernetzung in der Druckindustrie. Das Ziel ist eine intelligente Automatisierung zwischen Maschinen, Software und Druckprozessen. Dabei soll Callas Software in der Geschäftsleitung und Produktentwicklung weiterhin eigenständig bleiben.

Quadient kauft mit Serensia Invoicing-Technik

Um elektronische Rechnungsstellung ging es bei der Übernahme von Serensia durch Quadient (ehemals Neopost). Serensia hat eine Plattform für die elektronische Rechnungsstellung entwickelt, die von der französischen Regierung als Partner-Dematerialisierungsplattform (PDP) akkreditiert wurde – sozusagen eine zertifizierte E-Invoicing-Plattform. Quadient ermöglicht diese Plattform, sowohl seine 150.000 europäischen Kunden als auch die über 8 Millionen französischen Betriebe zu unterstützen, die von der verpflichtenden Umstellung auf elektronische Rechnungsstellung betroffen sind. Daher profitieren auch deutsche Unternehmen mit einer Niederlassung in Frankreich von der Übernahme. Je nach Unternehmensgröße sind sie ab 2026 beziehungsweise 2027 verpflichtet, digitale Rechnungen über eine PDP an ihre Geschäftspartner zu senden.

Kendox übernimmt Ex-Partner coorum

Im April hat der Schweizer Anbieter von Cloud-Services für Dokumentenmanagement und Prozessautomatisierung Kendox AG den österreichischen Softwarehersteller und IT-Dienstleister coorum informationstechnologie gmbh übernommen. Beide Unternehmen verband bereits seit mehreren Jahren eine Partnerschaft. Mit der Übernahme sollen Synergien stärker genutzt werden, um Kunden und Partnern eine erweiterte Produktpalette sowie eine verstärkte personelle Basis zu bieten. Kendox will die bestehenden Softwarelösungen von coorum unverändert fortführen und die gewohnte Unterstützung für Kunden und Partner beibehalten.

Vertragsunterzeichnung Proalpha und Insiders

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Patrick Klein, CFO Proalpha Group (2.v.l.) und Werner Weiss, CEO von Insiders Technologies (2.v.r.) bei der Vertragsunterzeichnung (Bild: Proalpha)

Proalpha investiert mit Insiders Technologies in KI

Um Prozessautomatisierung ging es auch bei der Übernahme von Insiders Technologies durch die Proalpha Group im September . Mit diesem Deal baut der Anbieter von ERP- und Business Applications Proalpha seine Industrial AI Platform mit KI-Anwendungen und -Services für die digitale Dokumentenverarbeitung aus. Zusätzlich erweitert Proalpha zu den Gruppenunternehmen Nemo und Empolis ihre KI-Kompetenzen auf 500 Expertinnen und Experten. Das Insiders Produktportfolio soll tief in die Proalpha ERP und Business Applications integriert werden. Gleichzeitig bleibt es laut Proalpha weiterhin auch als eigenständiges Angebot verfügbar.

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About the Author: Annette Stadler

Annette Stadler ist IT-Journalistin und leitet das Online-Portal ECMGUIDE.
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