Lexmark gehört jetzt zu Xerox
Sowohl Xerox als auch Lexmark blicken auf eine große Vergangenheit zurück – mussten sich aber in den vergangenen Jahren in Statistiken zu Markt oft mit einem Platz bei »Sonstige« begnügen. Die Erwartungen an den Zusammenschluss sind daher hoch.
Lexmark jetzt unter dem Xerox-Dach
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Mit Wirkung zum 1. Juli 2025 hat Xerox die Übernahme von Lexmark für 1,5 Milliarden Dollar offiziell abgeschlossen. Angekündigt wurde sie Ende Dezember 2024, der Abschluss wurde für die zweite Jahreshälfte 2025 erwartet. Die Beteiligten haben die erforderlichen Hürden also flott genommen.
Das lag vielleicht auch daran, dass sie zumindest in den USA dem Zeitgeist entspricht: Dass ein US-amerikanisches Unternehmen ein inzwischen im Besitz von chinesischen Investoren befindliches, traditionsreiches US-Unternehmen zurückkauft, dürfte man aktuell gern sehen und dabei auch gerne übersehen, dass für Xerox nicht zuletzt die starke Position von Lexmark in Asien ein Kaufgrund war – »Make Xerox great again« also auch vom Erfolg im Ausland abhängt.
Deal setzt Konsolidierung der Druckerbranche fort
Die Transaktion ist laut Beobachtern dennoch ein wichtiger Meilenstein in der gerade erst richtig beginnenden Konsolidierung der Druckerbranche weltweit. Nachdem die Großaktionäre Carl Icahn und Darwin Deason 2019 verhindert hatten, dass Fujifilm Xerox übernimmt, hatten die beiden Firmen ihre weit über 50 Jahre laufende Partnerschaft aufgelöst.

Durch den Zusammenschluss mit Lexmark sei Xerox einer der »fünf führenden Anbieter in jedem bedeutenden Segment des Druck-Marktes«, betont Xerox-CEO Steve Bandrowczak.
Seit HP bereits 2017 die Druckersparte von Samsung übernommen hatte, drängte auch das Unternehmen stärker in den A3-Markt. Aber auch andere Unternehmen wie Brother bauten ihre Marktanteile aus. Ebenfalls 2017 beendete Lexmark sein teures und mäßig erfolgreiches Unterfangen, sich zum Software-Anbieter umzubauen und verkaufte seine Software-Sparte Perceptive Software an den Investor Thoma Bravo und damit letztlich an das ebenfalls dem Investor gehörende Hyland.
Wo Lexmark und Xerox stark sind
Mit dem Zusammenschluss mit Lexmark sei Xerox wieder einer der »fünf führenden Anbieter in jedem bedeutenden Segment des Druck-Marktes«, betont Xerox-CEO Steve Bandrowczak. Das ist Definitions- und Ansichtssache. Um diese Behauptung zu erhärten, braucht es aber nicht nur die Marktanteile von Lexmark, sondern im Anschluss auch Wachstum – zumindest wenn man lediglich Stückzahlen und Umsatz betrachtet.
Weitaus besser stehen die beiden in dem als Wachstumssegment (durchschnittliches jährliches Wachstum von gut 9 Prozent bis 2030) gesehenen Bereich Managed Print Services (MPS) respektive bei Cloud Print Services dar. In beiden Segmenten gehören sie etwa laut Untersuchungen von Quocirca zu den »Leadern« – zusammen mit Canon, HP, Ricoh und Konica Minolta. Bei Managed Print Services sehen auch andere Analysten Xerox weltweit als Nummer 1, Lexmark allerdings eher im Verfolgerfeld.
Enge Beziehungen zwischen Lexmark und Xerox
Das Hardware-Portfolio von Xerox umfasst auch A3-Multifunktionsgeräte, die das Unternehmen von Fujifilm Business Innovation zukauft, während Lexmark bereits jetzt den Großteil der Druckwerke für die A4-Produktlinie von Xerox liefert. Xerox hatte kürzlich das einmillionste A4-Gerät auf Lexmark-Basis ausgeliefert. Damit war Xerox bereits vor der Übernahme der größte OEM-Partner von Lexmark im A4-Segment – einem wichtigen Markt für Lexmark, dass mit sieben der zehn führenden Anbieter von A4-Geräten kooperiert.

In dem im vergangenen Jahr vorgestellten Farb-Multifunktionsdrucker »Xerox C325« für Teams mit zwei bis sieben Personen steckt schon Lexmark-Technologie drin. (Bild: Xerox)
Neben dem A4-Segment (insbesondere dem Farbsegment) bringt Lexmark auch einige im A3-Markt geschätzte Technologien ein. Xerox bekommt also mittelfristig die theoretische Möglichkeit, einen größeren Teil der A3-Produktion zu Lexmark zu verlagern.
Darüber hinaus dürfte für Xerox Lexmark auch als Ergänzung der eigenen Cloud-Print-Infrastruktur interessant gewesen sein, die Lexmark seit Jahren kontinuierlich ausgebaut und erweitert hat. Nicht zuletzt bringt Lexmark viel branchenspezifisches Know-how mit, insbesondere im mittelständischen Einzelhandel und Gesundheitswesen. Auch da hat Xerox wenig vorzuweisen.
Gemeinsam über 200.000 Kunden
Das kombinierte Unternehmen betreut eigenen Angaben zufolge über 200.000 Kunden in mehr als 170 Ländern und unterhält 125 Produktions- und Distributionsstandorte in 16 Ländern. Xerox rechnet mit jährlichen Kostensynergien in Höhe von rund 240 Millionen US-Dollar. Sie sollen spätestens zwei Jahre nach Abschluss vollständig wirksam werden.
Die Einsparungen sollen auch Investitionen in Innovation und zusätzliche Servicekapazitäten ermöglichen. Gerade an letzteren scheint es insbesondere Xerox zu fehlen – im Internet finden sich zahlreiche Klagen von Kunden über Probleme bei Vertragskündigungen, Mängelmeldungen und in Support-Fällen.
Die Geschäftsführung von Xerox bleibt unter der Leitung von CEO Steve Bandrowczak bestehen. Die Lexmark-Manager Chuck Butler (Chief Business Services Officer) und Billy Spears (Chief Product Development & Delivery Officer) sind bereits in Schlüsselpositionen integriert worden. Dass es ausgerechnet die beiden waren und dass sie diese Positionen besetzen zeigt, dass Xerox weiß, wo seine Schwächen liegen.
Der Schwerpunkt der Integration liegt jedoch auf der Harmonisierung von Technologieplattformen, Serviceleistungen und Marktansprache – insbesondere im Kontext hybrider Arbeitsumgebungen, für die Xerox und Lexmark künftig ganzheitliche Lösungen aus einer Hand anbieten wollen.
Für Kunden soll sich erst einmal kaum etwas ändern, verspricht Xerox. Verträge, Support und Kontakte sollen gleich bleiben, auch zu einem Austausch von Produkten werde niemand gezwungen und grundsätzlich müssten Kunden von sich aus nichts unternehmen – es sei denn, sie wollen sich zu neuen Möglichkeiten des fusionierten Unternehmens erkundigen.
Perspektiven für Geschäftskunden
Für Geschäftskunden ergibt sich aus der Übernahme eine Reihe relevanter Perspektiven: Das erweiterte Produkt- und Serviceportfolio bietet Potenzial zur Optimierung bestehender Druckinfrastrukturen, zur Kostenreduktion und zur Integration neuer, digital gestützter Prozesse. Durch die größere globale Präsenz dürften Lieferketten und Support-Strukturen stabiler und schneller verfügbar sein. Nicht zuletzt positioniert sich Xerox zunehmend als Lösungsanbieter für ganzheitliche Office- und IT-Services – eine strategische Neuausrichtung, die in einer zunehmend hybriden Arbeitswelt an Relevanz gewinnt.
Ob die ambitionierten Ziele erreicht werden, hängt entscheidend von der Qualität der Integration ab. Keith Kmetz, Program Vice President für Imaging, Printing und Document Solutions Research bei IDC, erklärt etwa: »Die Übernahme von Lexmark durch Xerox wirft noch viele unbeantwortete Fragen auf. Beide Anbieter hatten Schwierigkeiten, für sich genommen ein Umsatzwachstum zu erzielen – aber als vereinte Organisation besteht die Möglichkeit, künftig eine stärkere Marktleistung zu erreichen. … Dennoch könnte dies einen möglichen Startschuss für das neue Unternehmen darstellen, um langfristig wirksamer im sich wandelnden Kopier- und Druckmarkt zu konkurrieren.«
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